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Spezialitäten-Rezepte aus der
Grafschaft Glatz (Schlesien)
Archiv der bisher veröffentlichten Gedichte aus:
„Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
Auf der Spezialitäten-Seite sind wieder neue
Rezepte aus der schlesischen Küche zu lesen.
Dort waren die folgenden „Kochbuch-Gedichte des Monats“
veröffentlicht:
Kochbuch-Gedicht des Monats Dezember 2007 |
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Spaghetti - oder doas sisse Laaba |
Ei daan Ferien ging der Maxe
nooch Italien off die Achse.
A wullt doas „dolce vita“ kosta
on ei Germanien nee verrosta.
A doocht: „Wuu hääß die Sonne brennt.
do laabt ma sicher ungehemmt,“
zu diesem Zwecke fuhr a monter
om Po on a om Tiber nonder. |
On weil doas Laaba meist begennt
mit daam, woas ma halt „assa“ nennt,
do setzt sich Maxe sehr galante
on vornehm ei a Restorante.
A wullde „à la cart“ dinieren,
doas sisse Laaba ausprobieren. |
Zuerscht do mußt a watta - lange -
dann koam a Ober oageganga
on broochte a poar Bruutlan oa,
dann ging a fatt - da guude Moan.
On endlich brengt a Taller, Masser,
doch lange, lange nischt zu assa! |
Spaghetti wenschte Maxe sich
ols hies'ges Nationalgericht.
Die sulda werklich lecker schmecka,
on Maxe toat die Fenger lecka,
denn nun broocht a mit würd'ger Miene
'ne riesengruuße Tellerine. |
Die Nudan dompfta ganz famose
inmitten der Tomatensoße -
on Maxe etze mit der Goabel
steckt ääne Nudel ei senn Schnoabel.
Die Nudel woar euch meterlang,
on Maxe heftig mit sich rang: |
Sullt a beißa, sullt a zutscha,
sullt a reißa. sullt a lutscha???
On währenddessa fuhr doas Deng
ihm lostig em die Schnauze rem.
Dann endlich hott a vo daam Foaden
a kläänes Steckla ei semm Magen. |
Daan zweeta hott a mit ämm Ruck
eis Maul geschmessa on verschluckt,
doch die Methode taugt a nischt,
wenn ma doas Maul nee gutt erwescht.
Su toat a mit der Goabel drahn,
a hott's beim Nockwer obgesahn. |
On baale hoot a a schienes Fuder
off seiner Goabel - doch doas Luder -
ging etze ei senn Mund nee nei. - -
Daam Maxe wurd doas einerlei:
A kaute, schluckte, bies on schwetzte,
wobei a ständig sich erhetzte. |
On ols a olles onda hoat,
do woar a miede - bloß ne soat!
Doo säät a siech: „Doas sisse Laaba
doas ies doch miehsam blooß zu haba.“
On ei der Nacht do traamt a laut:
vo Knoowlichworscht on Sauerkraut.
Gedicht von Pater Heinz Brokof als Nachbetrachtung
der Romfahrt der Jungen Grafschaft 1965. |
aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Text des Monats November 2007 |
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Eim Gewälbe
Ies's aa eim Sommer roasnich schwiele,
Bleit's eim Gewälbe doch schien kiehle.
's leit oa der Schoataseite henda,
Kä Sonnastroahl tutt datthie fenda.
Oa oalla Wända stiehn Regale
On Tiesch on Bänke, zimmlich aale.
De Melchgälte stärzt of'm Bänkla,
Der Sächlich hängt glei naberm Schränkla,
Vier Aschlan stiehn met Melch eim Stiebla,
On drieber hängt a Puttersiebla.
's Putternappla leit dernaba,
Doo macht de Mutter Putterbaba,
A Putterfoaß met langem Stärdel.
Eim Rahmtoppe a Fichtaquärdel,
Datt of a Braatla hoot de Mutter
Geleet a Nääjla Klemplan Putter,
De Puttermelch doo ei der Koanne,
's Päkelflääsch datt ei der Woanne,
Eim Punzeltoppe aale Quarje,
Gemaut' schon zimmlich, gruße Barje,
On Speck on Worscht nooch, weiße, ruute,
De Hänge datt vuul fresche Bruute. -
Mei Lieber, wenn de Honger host,
Lang zu! On mach' dr amool 'n Lost !
A. B. |
aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Gedicht des Monats Oktober 2007 |
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Eim Kaaler
A kläänes Fanster lett's Licht awing rei,
Monchmool ies a Sonnastroahl aa derbei.
Daar schleicht flink ieber Kartoffan on Rieba
Datt ei der henderschta Ecke drieba
On noascht vo daan decka Zellerknoota
On aa vo a Mährn, die sehr gutt geroota.
A leckt oa a Äppan dann ei der Maute
On guckt ei de Tonne met Sauerkraute.
De Pflauma eim gruußa Punzeltoppe,
Die schmecka'm scheint's aa, daam noarscha Kroppe.
Ich glääbe, oam liebsta uufmacha teet a
Die hundert Gleeser me'm Eigeleeta.
A ies goar sehr wonderhoaftich, daar Klääne,
On schleicht ei de Ecke bis zu daam Stääne,
Wu's Faßla met „Wenschelborjer“ datt stieht.
Ich glääbe, daar Kalle treenk' ganne 'mool miet!
Bestemmt ies daar Troppa aa nee zu verachta! -
Na, hoatt ock Gedold bis zum Schweinlaschlachta! -
Etz schnoappt's, on die Mäusefoalle ies zu,
Doo ies aa verschwonda daar Stroahl etz eim Nu.
Fersch klääne Mäusla woarsch oaber zu viel! -
Asu gieht's halt daam, daarde noascha giehn wiel!
A. B. |
aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Text des Monats September 2007 |
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Schweinschlachta
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Wurde zu Hause (in der Grafschaft Glatz in Schlesien) ein Schwein
geschlachtet, gab es für die Besucher Wellfleisch und Worschtfellsel.
Auf dem Tisch standen Sauerbrot, Pfeffer, Salz, Senf und frisch
geriebener Meerrettich bereit.
Das Wellfleisch bestand aus gekochtem Schweinebauch und Kopf.
Jeder nahm von den Gewürzen und machte davon kleine Häufchen
auf dem Teller. Das Fleisch wurde hineingestippt und mit Brot und Sauerkraut gegessen.
Natürlich standen rotes und helles Worschtfellsel in Schüsseln bereit.
Ein guter Korn durfte wegen der Fettigkeit nicht fehlen.
Soll heutzutage so ein Fest sein, muß das Fleisch frühzeitig
beim Fleischer bestellt werden. Schweinekopf ist nicht immer zu haben. Er ist das
beste Fleisch für Wellfleisch.
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Gedicht des Monats August 2007 |
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Dar biese Troom
Grußes Schlachtfest woar gewaast;
Endlich woar den Obend doo.
Olle Kotza wurda groo
Und derr Kolle kruuch eis Naast.
Vuulgesackt sei Bäuchia woar,
Denn a hotte gutt gestuppt
Wellfleesch, Wellwurscht, Plimpelwurscht,
Viel getrunka und gesuppt.
Wie's halt ies onn sichta Taga,
Obends leit eem olls eim Maga.
Kolles Maga, dar woar nich wühl.
Die Nacht woar schworz wie Pech und Room,
A Käuzla uff'm Dache rief,
Und wie den Kolle endlich schlief,
Doo hott' a goar 'n biesa Troom:
Ging derr Wind eim Uwarühre,
Kloppt woas onn die Stubatüre,
Koama lauter - ees, zwee, drei -
Lauter Schweinla, lauter fette,
Woar a ganzes Uufgebiete,
Hotta lange Masser miete,
Lauter Schweinla, lauter fette,
Koama uff zwee Benn geloofa,
Koama olle
Bis onns Bette,
Wu der Kolle
Und toat schlofa.
Finga olle oan zu singa,
Stonnda doo und zeigta olle
Lauter blanke Masserklinga:
Kolle. Kolle, Kolle, Kolle, Kolle,
du werscht jitz geschlacht't
Und aus dir werd Wurscht gemacht!
Jitz fing doas Erschte oan zu sprecha:
„Nuck nuck, merr warn a bale stecha!“
Und wie doas Erschte und hotte geredt,
Doo meente doas Zweete: „A ies hibsch fett,
Doo denk iech wull, doo wärsch is beste,
Merr machta Wurscht, und zwoar gepreßte!“
Doo meente doas Dritte: „s'ies gutt, s'ies gutt,
Surgt ock ferr Blutt!“
Jitz sproach doas Erschte:
„Woas mach merr denn aber
Mit dan Nierlan und mit dar Laber?“
Doas Zweete sproach:
„Macht ock erscht kee Gelärme,
Surgt ock ferr Därme!“
Doo finga se olle zu grunza oan:
„Därme werd a wull salber hoan!“
Und wackelta olle mit a Rüsseln:
„Surgt ock ferr Schüsseln,
surgt ock ferr Schüsseln.“
Und doas Erschte sproach:
„Merr warn ins setza:
Masser wetza, Masser wetza!“
Und wie se und hotta die Masser geschliffa,
Doo meente doas Zweete: „Jitz zugegriffa.
Hier gibt's erscht kee Aber und kee Wenn
Men nahma 'n bale bei a Benn.
Ees nimmt a beim linka,
ees nimmt a beim rechta,
Mir beeda haln a, ihr beeda stecht a!“
Doo wurde dam Kolle angst und bange,
A loag und wond sich wie 'n Schlange,
A grief nooch den Lompe,
A grief nooch 'm Toochte,
A flug aus'm Poochte.
Und wie a naberm Bette loag,
Doo wurd'a munter und erschroak.
Nee ducht'a, nee, kuunts falscher sein,
Ma kuunde jitz schunt 'n Bluttwurscht sein
A grief sich onn die Uhrn,
a grief sich onn die Beene,
Nee Gott sei Dank, a woar noch keene.
Ernst Schenke |
aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Text des Monats Juli 2007 |
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Schweineschlachtzeit
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Mit dem Monat November beginnt die Zeit des Schweineschlachtens.
Das ist doch immer ein großes Ereignis gewesen und bei vielen Grafschaftern
auch heut noch. Es ging dabei oft recht lustig zu, denn ein guter alter Korn mußte
doch helfen, die Verdauung zu fördern. Trotz allem aber drückte der „Alp“
und veranlaßte die tollsten Träume. Das hat der große schlesische
Mundartdichter Ernst Schenke in einem Gedicht festgehalten, das im August 2007 zur
Erheiterung in der schlesischen Mundart veröffentlicht wurde.
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Gedicht des Monats Juni 2007 |
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Wellwärschtlan
Wellwoarscht woar a gutt Gerechte,
Wie ma vo derhääme wääß,
Wenn iech oa de Wellwoarscht denke,
Werd mer em a Bauch ganz hääß.
Nee zuviel gewäächte Samman,
Nee zuwing geschnietnes Flääsch
Mußt 'ma nahma, - on derzuune
Guude Brihe nooch'n Trääsch.
Och, wie hoot der Wärschtlamacher
Monchmool bei der Arbt geschwetzt,
On a hoot monch Noasaträppla
Ei de Woarscht mit neigespretzt.
Wenn se dann eim Kessel hoppta
Emmer lostich ruff on noa,
Hott' a rechtjer Wellwoarschtkenner
Vannaweg schon Frääde droa.
Onse weißa Wärschtlan soacha
Rechtich aus wie Matzipan,
Oan de schwatza toata deecht' iech -
Teifelshärnan ähnlich sahn.
Brauner Franze määnte emmer:
„Onser Wellwoarscht Lob on Preis!
Schwarz sein de katholscha Wärschtlan
On de evanjeelscha weiß“.
Ohne Masser, ohne Goabel,
Glei a Wärschtla ei de Hand !
On demoochert sachte tschuutscha
Mit Vemomft on mit Verstand.
Monche Leute toata's Wärschtla
Viernahm of a Taller ziehn,
Oaßa Sauerkraut derzuune
Oder aa geriebna Krien.
Och, wie gloatt sein doch die Wärmlan
Ei a Maacha neigefoahm,
Oaß ma vier gewellte Wärschtlan,
Kuund ma sich de Vaschper spoarn.
Sella Wärschtlan rutschta nonder
Ungekäut on ungequeelt,
Toata Leib on Seele wärma,
Hoan de Därme fresch geeelt.
Uubadruuf doo wuurd mit Kärnlan
's ganze Maul gutt ausgeschwääft,
Wenn iech oa de Wellwoarscht denke,
Wie mer doo de Spucke lääft.
Toat ma goar die Därmlan broota,
Woarsch a kapitaler Schmaus,
's Fett lief ons ein gruußa Troppa
Bluuß asuu zum Maule raus.
Gutt verdaut on ohne Knocha,
Ganz manierlich, gloatt on soamft
Sein se dann dorch's Hendertieria
Friedlich wieder obgedoampft.
Ei de Flääscherloadenwärschtlan
Koam juu sehr viel Roamschzeug nei,
On aa bei a Pauerwärschtlan
Woar nee emmer Flääsch derbei.
Biese Zonga sääta emmer,
- On de toata sich nee ärrm:
Doß de della Mißgeboarta
Glää „Karfrättichswärschtlan“ warn.
Oaber'n hausgeschlacht'te Wellwoarscht
Woar woll wärklich telikat,
On de woar - nooch aaler Rechnung -
Gutt on schien zwee Groscha waat.
Aeäne Kärmes ohne Wärschtlan
Wäär'n Kärche ohne Pfoarr,
Jedes ächte Gleezer Naazla
Ies - bei Goot - a Wärschtlanoarr.
Wellwoarscht ies de schinnste Nummer
Ofm ganza Speiseploan,
Gatt ons bluuß die Häämte wieder,
Doß mer wieder Wellwoarscht hoan!
Georg Hartmann |
aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Text des Monats Mai 2007 |
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Die „Worscht-Soppe“
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An einem sehr kalten Dezembertage in den zwanziger Jahren schickte
mich mein Vater mit einem wichtigen Auftrage in das etwa 5 Kilometer entfernte Nachbardorf G.
Da es zeitig Abend wurde an diesen kurzen Wintertagen, brach ich gleich nach dem
Mittagessen auf, um noch bei Tageslicht wieder daheim zu sein. Es wehte ein sehr
kalter Ostwind, und daher war ich recht froh, als mich auf halbem Wege ein kleiner
„Opel“ überholte, dessen Fahrer anhielt und mich in freundlichster
Weise aufforderte, mit einzusteigen. Bei der überaus rauhen Witterung tat ich
das sehr gern, und bei Frage und Gegenfrage stellte es sich bald heraus, daß
der Fahrer ein Bauer und Mühlenbesitzer aus dem Dorfe war, dem ich zustrebte.
Als ich in das kleine Fahrzeug gestiegen war, umwehte mich in demselben ein so recht
anheimelnder Duft, ein Duft nach den in unserer Heimat so überaus beliebten
Schlachtfesten. Auf meine diesbezügliche Frage, ob der Fahrer etwa von einem
Schlachterfeste käme, gab er mir in seiner freundlichen Art folgende Antwort:
„Nää, jonger Harr, iech hoa schon ver värz Toaga geschlacht ...
on dar Duft kemmt bloß vo dar Worschtsoppe!!“ „Von der Wurstsuppe
...?“ war meine erstaunte Frage. „Nu, freilich, ausm Kiehler ...!“
Wurstsuppe im Kühler? Schon glaubte ich, daß mich der freundliche Mann
„auf den Arm nehmen wollte“, wie das in unserer Heimat doch so gang und
gäbe war, als er weiterhin erklärte: „Wessa se, weils vär värz
Toaga goar asu lausich kaalt woar on iech vom Schlachtfeste nooch asu viel Worschtsoppe
iebrich hoatte, hoa ich doas Kiehlwoasser oabgeloon on de Worschtsoppe neigefellt.
On sahn se, nu gefriert mier mei „Opala“ nemme ei, denn die Worschtsoppe
ies viel zu fette. On woas derbeine nooch gutt ies, es riecht emmer schien nooch
Worschtsoppe. Doas oaber macht mier an roasnisch Oapetit, wenn doas Wäänla
a beßla warm werd. On daan hoatte iech verlorn, on kä Dokter kuunde mier
halfa ... - Worschtsoppe ies werklich ä Oallheilmettel.“
Als wir dann an Ort und Stelle waren, lud mich der freundliche Mann noch zu einer
„Vaschper“ (Vesper) ein, und die frisch geräucherte Wurst und das
frische Mühlenbrot mundeten ganz vortrefflich. Wohl und munter kehrte ich von
meinem Auftrage heim.
Heute gibt es moderne Kühlerschutzmittel für den Frost, aber ohne den
heimatlichen Duft! Worschtsoppe bleit halt Worschtsoppe!
Curt Jacobi
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Gedicht des Monats April 2007 |
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Oam Backuufa
Eim groafschoafter Hoisla, eim rechtija aala,
Doo toar aa bestemmt nee der Backuufa fahla.
Glei naaber der Esse, eim Hause ahender,
Doo stieht a, daar Koasta, es fend' a a Blender.
Kohlschwarz sperrt a's Maul uuf, dann freßt a de Scheite
Derhenda ei der gewelbta Weite.
De gliehnicha Kohla waan ganz gescheckt
Etz rechts on links naabersch Backlooch gekreckt.
De Schosse etz haar on die Täägbruute glei,
Die scheubt ma nu schnell ei a Backuufa nei.
Derviere muuß ma se met Woasser bestreicha,
On komma se raus, tun se Goldtoalan gleicha.
Ei's Hausstiebla werd etza Langschtruh gestreet,
Doodruuf waan de Bruute zom Kiehla geleet.
Die komma dernoocht, nää, ies doas a Gedränge,
Hibsch knusprich der Reihe nooch of de Hänge.
Zoletzt scheubt de Mutter, es ies zom Verstauma,
'n Bruutmahlploaz nei met Strääsel on Pflauma.
Etz waan nooch de Woljan oas Treuje gestellt.
Ieber hausbacka Bruut gieht doch nischt of der Welt!
A. B. |
aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Text des Monats März 2007 |
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Die Hirtensteine bei Kieslingswalde
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Vom oberen Ende des Dorfes Kieslingswalde zieht sich gegen Mitternacht
von dem weit höheren, östlicher gelegenen Dürren Berge ein Bergrücken
hin, die Hirtenlehne oder die Hohen Steine genannt. Zwischen beiden Bergen befindet
sich ein Tal, in dem die Kolonie Steingrund liegt. Auf dem Kamme dieser baumlosen,
angebauten Hirtenlehne erheben sich in nicht großer Entfernung voneinander
fünf große Felsenmassen, von denen eine die Gestalt eines Pferdes hat.
Das sind die Hirtensteine.
Nach der mündlichen Sage des Volkes sind dies versteinerte
Menschen. Einst hüteten an jenem Berge vier Knaben das Vieh, die Söhne
des Gemeindehirten. Der Vater hatte ihnen an diesem Tage die Aufsicht überlassen,
um selbst häuslichen Geschäften nachzugehen. Die Knaben trieben den tollsten
Unfug mit den Tieren, jagten und mißhandelten sie, bis die Mittagszeit kam.
Dann zogen sie das Brot aus der Tasche, das ihnen die Mutter mitgegeben hatte. Als
sie aber sahen, daß es nicht mit Butter, sondern mit Weißquark bestrichen
war, gerieten sie in Wut, warfen es auf die Erde. traten darauf, spieen es an und
schlugen mit ihren Peitschen danach. Einer rollte es den Berg hinab und schrie:
„Geh, hole Butter!“ Ein anderer rief: „Mach ock schnell, mach ock
schnell, du Brot, daß de dar Quork nich anoch koan!“ Ein Bauer, der in
der Nähe ackerte, hinderte den Frevel nicht, sondern lachte nur über die
Worte der Buben. Aber er lachte nicht lange. Die Verunehrung der lieben Gottesgabe
zog schnell die Strafe des Himmels nach sich. Ein schweres Gewitter stieg rasch herauf,
das den ganzen Berg einhüllte. Ein gewaltiger Donnerschlag entlud sich. Und
als das Wetter vorüber war, waren die Buben und der Bauer verschwunden. An
ihrer Stelle erblickt man auf dem Berge fünf hohe Sandsteinfelsen, die jedes
Kind kennt und die Hirtensteine nennt.
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Text des Monats Februar 2007 |
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Bräuche vom Brotanschneiden
Komm, Herr Jesus,
sei unser Gast,
segne, was Du uns
bescheret hast.
Das Brot wurde besonders in Ehren gehalten.
Bevor ein Laib Brot angeschnitten wurde, sprach man das Gebet:
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, und machte
mit dem Messer drei Kreuze darauf.
Ein Sprichwort sagt: „Brenkalan sein a Bruut“. Selbst die Krümel
wurden zusammengesucht und dem Vieh gegeben.
Gingen wir bei einem Gang um die Felder vom Weg ab und traten in ein Kornfeld, so
wurden wir zurückgerufen mit den Worten:
Korn is Bruut, on off's Bruut trett ma nee.
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Gedicht des Monats Januar 2007 |
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Der Pflaumakucha
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Fresch gebacka, gutt geroota,
Softich on met Sträßelknoota
Lacht vom Kuchabraate roa
Miech der Sonntichskucha oa.
Wie a doo eim Sorte quellt,
Ob a siech bis manne hellt?
Weil ärn heut erseht Sennomd ies,
Ies die Sache nee gewieß.
Iech mecht a weengst amool versucha,
Doo, da schiena Pflaumakucha.
Doß em etwa nee woas fahlt,
Manne ies a ju schonn aalt.
Wenn iech ämool drieber zieh,
Langt a nooch fer manne frieh.
Wenn iech nee zo sähr nei sah,
Hoots a nooch zom Kaffee aa.
Heechstens, doß mei Weib reesniert,
Doß iech doo hoa schonn schnoabliert. -
Iech nahm erscht es Ranftla droa,
Doo sitt ma'm Kucha nee viel oa.
Bloß, doß a Geschmaak nee hoot,
Es fahlt der Sträßel, es fahlt der Soot. -
Iech wa mer erscht an Kaffee briehn
On dernochern drieber ziehn.
War Honger hoot, sool siech nee schama.
Iech war mer'n Ronke ronder nahma!
Weil mir der Zieps oam Gauma brieht,
Es notzt etz nischt, iech hoa Optiet! -
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Es ies woll a verpochtes Deng,
Ä Sträfla ies halt doch zoweng,
Voll's wu iech doo nooch Kaffee hoa,
Muß nooch a zweetes Sträfla droa. -
Nu ies bei Leibe nooch nischt zo fiehla,
Iech mecht a drettes nonderspiela.
Es hoot asu wie asu känn Zweck,
Die Hälfte ies ju schonn foast weg.
Es fällt ju etza doch schonn uuf.
Ock Kucha nei, on Kaffee druuf! -
Wu a etz foast zor Nääge gieht,
Doo ies a weg der Opetiet.
Der Honger weg on vuul der Leib.
Verflimmt no amoal, etz kemmt mei Weib!
Ock schnell doas Brockla zugedackt!
Nä, hätt's an ock äänzich blooß verstackt,
Iech war bestemmt nee droageganga.
Woas schiert se denn erscht mei Verlanga
On stellt a fer die Noase mir,
Iech koan doo werklich nee derfier.
Doß iech doo ganne Kucha ass'
On miech derbeine halt vergaß.
Schließlich ies se salber schold,
Iech hoa's beileibe nee gewollt.
Wär a die Hälfte asu schien,
Doo teet a nooch oam Braate stiehn.
Denn a Kucha, dar nee schien on gutt,
Kä Moannsbeld woas zu läde tutt.
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Erhard Gertler
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Gedicht des Monats Dezember 2006 |
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Verschiedne Mooße
Seit mer sein harkomma fer a poar Joahrn.
Ies doch woll schon monches besser geworrn.
De Weiber backa schon wieder Kucha,
On woas fer welcha! Ihr mißt a versucha!
Die meista hoan zwoarsch nooch kääne Wooche.
Doch wessa se sich zu halfa ei ihrer Looche
On macha äbens olles aus'm Koppe:
A Grobsch Putter vo a guda Daumakoppe.
Drei Kriepel Ääer on zwee Pfutvan Zocker
Komma ei a Schessel on riehrt ma recht locker.
Etz kemmt a Schlicksla Melch nooch derzu
On a Steewerlich Mahl, ma riehrt emmerzu.
A Speiala Vanille, a Pippsla Kakao,
An Schwutzerlich Rum nemmt ma ganz genau.
A Tschitschkala woas vo Zitronaschoala,
A klää Pfitvala Kaffee, oaber gemoahla,
An klänn Stipps nooch woas vo Mondamine
On värza-a-holbe Sultanine.
A guder Schlorks Soahne tutt nischt verterba,
On a Groosl gehackte Mandan sein aa nee zom Sterba.
A Speßvl Backpolver met'm letzta Mahle nooch dronder,
Doas gett erscht dam Ganza a neetija Zonder.
On olles werd dann ondersomma geberscht,
On wenn's gerott, werd's a Babe.
Probiert's ock erscht!
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Gedicht des Monats November 2006 |
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Der Grofschoafter Pauernhimmel
Ei daarn Himmel ies a Laaba,
Lauter schinnste Zockerbaba,
Gruuße Bruute waan mer assa
On doas Geld met Scheffan massa.
Honichschnieta, doaß se klecka
On mer ons die Fenger lecka,
Tääje Bärna, walsche Nisse,
Goare Äppel, zockersisse.
Fette Schweine waan gebroota,
Lange Hechte bloo gesoota,
Frassa wann mer, doaß mer relpsa,
Nischt voo Arbsa, nischt voo Pelza.
Doo gibt's oallerbeste Quarje,
Hicher wie die Glootzer Barje.
Kließla, Flääsch eim gruußa Heffel.
Putter aß mer met'm Leffel.
Oalle wann mer juxa, senga,
Un wie jonge Bäckla sprenga.
Kääne Fliehe, Läuse, Wanza,
Waan ons of'm Bauche tanza.
Doo hoats känn Zins on kääne Steuer,
Oalls ies bellich, nischt ies teuer.
Wie wann onse Weiber ploappan,
Weil's viel Kaffee hoot zu schloppan,
Wenn mer ärscht eis Saufa komma,
Wie wann doo die Bäuche brumma,
On die Fisse on die Bääne
Vo daam Biere on dam Wääne.
Wenn mer dann sein vuulgesoffa,
Giehn mer ei die Wolka schloofa.
Wach mer uuf om andan Marja,
Brauch mer goar nee ärscht zu sorja.
Jo, doo kenn mer oalles macha,
'm Landroot ei's Gesechte lacha,
'm gnäädja Herrn die Noase rempfa
On a Oamtmoan „'n Ocksa“ schempfa.
War iech doch schon uuba druuba,
Ei des Himmels Henderstuuba,
Wu die Kallslan on die Rocka
Met a „Glootzer Ruusa“ hocka!
Jo, eim Himmel ies a Laaba,
Wenn's der liebe Goot tät gaaba,
Doaß mer die Geboote haala
On doas Tierla ne verfahla!
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Gedicht des Monats Oktober 2006 |
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's Toopbraat
Eim grofschoafter Kechla stieht gruß on bräät
A Schränkla, zu daam ma „Toopbraat“ bloß säät.
On doas muuß ei jedem Hoisla aa sein;
Wuu sällda 'n die viela „Schärba“ bloß blein:
A poar Tuuzd vo Tepplan on Toassa on Schoala.
A Nääjla met goldna on selberna Zoahla,
On Taller met Bluma on Sträflan oam Rande,
Gemoolt met der Hand on de schinnsta eim Lande,
On Krieche met Schnuchza on Kriechlan on Floascha
Met Essich on Eele, wääß Goot, nischt zom noascha,
Eim Wenkala datt a klää Mockataßla,
Dernaba nooch glei met Sämft a Faßla,
Eim Schiebla metta viel Goaban on Masser
On Läffel fer gruße on klääne Asser,
De Melchbiehma ei a'm Kastla dernaba,
Monchmool recht genaa woll fersch tägliche Laaba,
Eim Schränkla onda die viela Täppe
On Schessan on gruße on klääne Näppe,
A „Määrschel“ * met a'm techtja Nacka,
Zwee Sieblan, 'n Mangel zom Kuchabacka.
Nä, woas ei daam della Schränkla oalls nooch
Hoot doo sei Platzla on fendt aa sei Looch!
Mags flugs aach a beßla ungompan sein,
Mier Grofschoafter waan doch beim Toopbraate blein.
* Fleischklopfer
A. B.
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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Kochbuch-Gedicht des Monats September 2006 |
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Der Grofschofter
Der Grofschofter ies vo ganz besondrer Oart,
verlecht hott'er schont dervo gehoart,
Marila, Ernst on Ignatz wur a genannt,
olls Gloozer Naazla ies a bekannt.
Vo Barje on Puusch woar die Grofschoft emgahn,
miet der Natur verbonda, hoot a zum Himmel gesahn,
selten ies a ei die gruuße Welt gefoahrn,
su kunn a seine Eigenoart bewoahrn.
A ies ofte ernst, on semmliert
sehr noachdenklich on philosophiert,
on wenn a waan trefft, werd teschkeriert,
wie die gruuße Welt woll funktioniert.
A koan flerrn on loacha zugleich,
henderhar ies sei Hatze wieder leicht,
hoot woas ganz besondersch gefolla ihm,
doo woarsch halt ganz unnatierlich schien.
Kemmt ääner derquare on tomp ihm amoal
werd a aach grob verpocht nooch amoal,
doch doas tut a nee asu biese männ,
on tut siech baale wieder frään.
Is ergendwu a Festla, doo ies a derbei,
ob Kärmeß oder Schweinschlachta, ies gruuße Asserei,
nie zu vergassa Sträßelkucha on Moh,
on werd nooch gepauert, do fiehlt a siech wohl.
Fromm ies der Grofschofter, doas ies woahr,
ohne Wullfoahrt verging kää Joahr,
a Joahresablauf täält a siech fein
nooch a Heiligen on Kerchafesta ei.
Asu ies Grofschofter Oart on Gemiet,
himmelhochjauchzend zu Toode betriebt,
a beßla lostich, a beßla trippstrillich,
monchmol awing spickich, oaber emmer gemietlich.
Na gell, etz weßter wie Grofschofter senn,
mier kenna ons emmer goar ooßig frään,
on selde monches ärschlich sein,
do watter mir doas woll verzeihn.
Elfrieda Rathmann
In dankbarer Erinnerung
an unsere Mütter
Jedes Land hat ein Kochbuch mit den Spezialitäten seiner
Gegend.
Schlesier und Grafschafter haben viele Gerichte gemeinsam. Doch viele Rezepte waren
speziell auf unsere Eigenart abgestimmt.
Die Grafschaft Glatz ist ringsum von Bergen und Wäldern umgeben. Aus dem was
Hof, Feld und Wald an Nahrung boten, wurden herzhafte, schmackhafte Gerichte hergestellt.
An Sonn- und Feiertagen, wie etwa der Kirmes oder dem Schlachtfest wurde der Familie
und den Gästen aufgetischt, was Küche und Keller in besonderer Weise boten.
Immer wieder wurde ich nach Rezepten unserer Heimat gefragt. Durch die Hilfe der
Grafschafter, nach einem Aufruf im Grafschafter Boten, ist dieses Kochbuch entstanden.
Es fehlen bei einigen Rezepten die Mengenangaben. Ein wenig muß halt ausprobiert
werden.
Ich danke allen, die mich unterstützten und mir Mut machten,
mich an das Kochbuch zu wagen. Mein besonderer Dank gilt aber dem Ehepaar Barbara
und Klaus Simon, die mich bei der Gestaltung des Kochbuches beraten und unterstützt
haben. Ich möchte mit dem Kochbuch einen Beitrag leisten, daß unsere
Grafschafter Kost nicht in Vergessenheit gerät, sondern daß die junge
Generation diese Gerichte probiert und Geschmack daran findet.
Münster, im Dezember 1991
Elfrieda Rathmann
Heimatort: Nesselgrund-Pohldorf
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aus: „Asu schmeckt's derhääme. Grafschaft Glatzer Kochbuch“
von Elfrieda Rathmann, Münster, © 1991-2005
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