Kultur und Geschichte
der Grafschaft Glatz (Schlesien)
Berühmte Festungsgefangene der Festung in Glatz
In der Festung Glatz wurden im Laufe der Jahrhunderte verschiedene berühmte Personen gefangen genommen: |
1595-1606 |
Georg Poppel von Lobkowitz (um 1551-1607), oberster Hofmeister des Königs von Böhmen, hatte angeblich dem Kaiser Rudolf II. nach dem Leben getrachtet |
1616 |
Wenzel Graf von Kinsky (1572-1626), Freiherr von Wchinitz und Tettau, wegen politischer Umtriebe zum Tode verurteilt, zu lebenslangem Kerker begnadigt, aber aus der Haft entsprungen |
1622 ff. |
Bernhard von Pannwitz und die übrigen Führer des Aufstandes gegen Kaiser Ferdinand II., soweit sie nicht emigriert waren |
1634 |
Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch im Zusammenhang mit der Wallenstein-Affäre, am 23. Juli 1635 in Regensburg enthauptet |
1745-1746 |
[2] Friedrich Freiherr von der Trenck , nach vier vergeblichen Versuchen am 26.11.1746 von der Festung geflohen |
1757 |
Pater Andreas Faulhaber , wegen angeblicher Verleitung zur Fahnenflucht hingerichtet |
1794 |
Graf Charles César de Fay de La Tour-Maubourg und Kapitän Jean-Xavier Bureau de Pusy (frz.), französische Offiziere, im Zusammenhang mit der Französischen Revolution als Staatsgefangene inhaftiert, nach vier Monaten nach Österreich abgeschoben |
1800 |
„Räuberhauptmann“ Johann Friedrich Exner (um 1767-1805).
Müller Johann Gottlieb Meschter aus Harpersdorf im Glogauischen erstach den Räuberhauptmann Exner beim Einbruch in die Mühle. Darauf wurde der Müller 1805 des Mordes angeklagt und saß im Gefängnis, bis sein Geschäft ruiniert war. 1806 wurde Meschter wegen Notwehr freigesprochen. |
1804-1828 |
Charlotte Ursinus , als „Giftmischerin“ angeblich wegen Tötung ihres Gatten und anderer Personen zu lebenslänglicher Festungshaft verurteilt, 1828 begnadigt, 1836 in Glatz gestorben |
1808-1810 |
Friedrich von Cölln , preußischer Kriegsrat, wegen angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen festgesetzt, 1810 beim Kuraufenthalt in Bad Landeck über die Grenze geflohen, im selben Jahr rehabilitiert |
1816-1826 |
Oberst Christian von Massenbach , wegen angeblichen Landesverrats zu vierzehn Jahren Festungshaft verurteilt, 1826 amnestiert, 1827 gestorben |
1893-1894 |
Die französischen Marineoffiziere Leutnante Robert Degouy (frz.) und Jacques Delguey de Malavas (frz.) wegen Spionage in Kiel.
Die beiden Offiziere wurden von Kaiser Wilhelm II. am Morgen des 1. Juli 1894 begnadigt. |
1895-1897 |
Die Zeremonienmeister Rittmeister a. D. Leberecht von Kotze und Karl Ernst Adolf Freiherr von Schrader wegen Untreue |
1907-1909 |
[1] Rechtsanwalt und Politiker Karl Liebknecht , in den Revolutionswirren 1919 erschossen |
1910 bzw. 1912-1913 |
Die englischen Spione Kapitain Bernhard Frederic French (eng.) und Rechtsanwalt Charles Bertrand Stewart (eng.), beide von Kaiser Wilhelm II. 1913 begnadigt |
1911 |
Der französische Spion Hauptmann Charles Eugen Lux.
1912 floh der französische Nachrichtenoffizier aus der Festung erfolgreich nach Frankreich, wo er dann das Kreuz der Ehrenlegion erhielt. |
1914-1915 |
Adolphe Max (eng.), Bürgermeister von Brüssel, im Zusammenhang mit Ereignissen im Ersten Weltkrieg |
1919 |
Kommunist Werner Hirsch aus politischen Gründen.
1919 wurde er wegen der revolutionären Kämpfe in Berlin verhaftet. Nach dem Ende der Gefängnishaft war Hirsch KPD-Funktionör in Kiel (1920), Chefredakteur der Roten Fahne in Berlin (1928), Sekretär Ernst Thälmanns (1932). 1933 NS-Schutzhaft in Berlin, 1934 Flucht in die Sowjetunion, im November 1936 verhaftet und im November 1937 zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Er starb an den Haftfolgen im Juni 1941. |
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Quelle: „Geschichte der Festung Glatz“ von Dr. Eduard Köhl, 1972/1994
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Der Rechtsanwalt und sozialistische Politiker Karl Liebknecht (1871-1919) wurde am 12. Oktober 1907 vom Reichsgericht wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt. Von Oktober 1907 bis Juni 1909 war er auf der Festung Glatz in Schlesien inhaftiert.
Im Juni 1908 wurde Liebknecht für die SPD Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, obwohl er noch nicht aus der Festung Glatz entlassen worden war. Er gehörte zu den ersten acht Sozialdemokraten überhaupt, die trotz des Dreiklassenwahlrechts Mitglied im Preußischen Landtag wurden. |
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Friedrich Freiherr von der Trenck (1727-1794) war ein preußischer Offizier, Abenteurer und Schriftsteller aus dem preußischen Adelsgeschlecht Trenck. Im Jahr 1745 wurde er als Ordonnanzoffizier Friedrichs des Großen wegen einer Affäre mit der Prinzessin Amalie von Preußen, der Schwester des Königs, inhaftiert.
In den Jahren 1745 bis 1746 wurde Friedrich Freiherr von der Trenck auf Befehl Friedrichs des Großen auf der Festung Glatz gefangen gehalten. Ihm gelang nach fünf Fluchtversuchen 1746 die Flucht aus der Festung Glatz.
Dr. Eduard Köhl schrieb 1970 ausführlich über »Die fünf Fluchtversuche des Freiherrn von der Trenck« in seinem Buch „Glatzer Festungs-Geschichten“ (MARX-Verlag, S. 25-33).
1749 erhielt er in Wien eine Anstellung als Rittmeister bei einem kaiserlichen Kürassierregiment in Ungarn. Als er aber 1753 nach Danzig reiste, wurde er auf Befehl Friedrichs II. erneut verhaftet und ohne Gerichtsurteil in der Zitadelle Magdeburg inhaftiert. Nach einem vereitelten Fluchtversuch wurde Trenck in das Fort Berge verlegt. Dort schmiedete man ihn mit schweren Ketten an Händen, Füßen und Leib an. Erst 1763 wurde er aufgrund der Intervention der Kaiserin Maria Theresia entlassen.
1794 wurde Trenck als angeblicher Spion im Gefängnis Saint-Lazare in Paris auf der Guillotine hingerichtet.
Das ZDF zeigte 1973 die sechsteilige Fernsehserie „Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck“. |
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