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Kultur und Geschichte
der Grafschaft Glatz (Schlesien)

ORTSNAMEN DES GLATZER LANDES

Von Paul Klemenz

Die Ortsnamen des Glatzer Landes betreffen ein Gebiet, das zu Beginn des 14. Jahrhunderts zum großen, wenn nicht größten Teil, am Ende des 14. Jahrhunderts fast durchweg von deutschsprachigen Einwohnern besetzt war, während in den vorhergehenden Jahrhunderten eine dünne tschechische Bevölkerung, möglicherweise neben spärlichen Resten einer germanischen Urbevölkerung, in gewissen Teilen des Landes sich angesiedelt hatte, die im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts in der deutschen Bevölkerung aufging.

Wegen der seit den Anfängen der Glatzer Geschichte bestehenden politischen und kirchlichen Zugehörigkeit zu Böhmen ist die Besiedlung des Glatzer Landes meist nur mit der Besiedlung Böhmens und Mährens in Zusammenhang gebracht worden, ist aber zweifellos auch von der Germanisation Schlesiens beeinflußt worden, mit dem das Glatzer Land nicht nur geographisch durch niedrigere Randgebirge im Nordosten und durch die Entwässerung seines Flußsystems in Verbindung steht, sondern zu dem es auch gerade zur Zeit der großen ostdeutschen Kolonisation in vielfachen politischen (Heinrich IV. und VI. von Breslau, Johann von Troppau) und kulturellen Beziehungen stand.

Der Gang der Besiedlung des Glatzer Landes, so weit er sich in den Ortsnamen widerspiegelt, dürfte sich also folgendermaßen gestaltet haben. In das größtenteils bewaldete und vielleicht von spärlichen germanischen Resten bewohnte Land drangen (im 7. oder 8. Jahrhundert?) Ansiedler ein, die zur südlichen Gruppe des nordslawischen Stammes der Tschechen gehörten, und setzten sich mit Bevorzugung der Täler und Ebene im Neißetal nördlich und südlich von Glatz, hier zum Teil als Wächter der Grenzburg Kladsko, fest: Morischau, Poditau (Wiltsch?), Labitsch (Steinwitz?), Piltsch, Soritsch; in der Neißetalebene: Melling, Plomnitz, Weistritz, Lomnitz, wobei teilweise auch noch ältere Fluß- und Flurnamen zugrunde liegen könnten, ferner im Steinetale und besonders der fruchtbaren lößhaltigen Ebene westlich von Glatz: Hollenau, Birgwitz, Schwenz, Pischkowitz, Möhlten, Koritau, Mügwitz, Roschwitz, Rauschwitz, Kamnitz, vereinzelt in Seitentälern der Biele: Droschkau, Raumnitz(?), Mohrau, Kamnitz (Fluß), Leuthen. Am dichtesten scheinen die Tschechen im Gebiet des ursprünglich nicht zum Glatzer Lande gehörigen Hummelbezirkes gesessen zu haben, doch sind wir über die ältere Geschichte des sog. Lewiner Ländchens mangels urkundlicher Nachrichten wenig unterrichtet.

Wie nun nach Schlesien bereits am Ende des 12. Jahrhunderts eine erste deutsche Einwandererwelle vordrang, so dürfte sie auch wenigstens die Pforte der Grafschaft, das so günstig am Zusammenstoß der Haupttäler gelegene Kladsko, erreicht haben, wo seit 1186 eine Niederlassung des Johanniter- oder Malteserordens bestand. Inwieweit durch ihren Einfluß oder den deutscher Kaufleute hier schon um 1190 ein deutscher Markt und eine größtenteils deutsche Stadt sich entwickelte, und ob um die slawischen Dörfchen bei Glatz schon in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts sich ein „Gürtel deutscher Dörfer herumlegte“ (Schwedeldorf, Rengersdorf (?), Altwilmsdorf, Altwaltersdorf), ist schwer zu entscheiden. Zu den früh besiedelten Gegenden gehört auch das Bieletal, wo uns 1264 Schreckendorf als ältestes urkundlich bezeugtes Dorf entgegentritt. Ob hier freilich schon um das Jahr 1000 deutsche Zuwanderer aus dem alten quadischen Siedlungsgebiete Nordmährens sich niederließen, kann zweifelhaft erscheinen; auf spätere Zuwanderungen aus dem früh kolonisierten Nordmähren in das Bieletal und die Gegend von Mittelwalde scheint die Übereinstimmung einer großen Anzahl von Ortsnamen hinzuweisen. Von der vermutlichen Heimat der aus dem Westen kommenden Einwanderer war oben bei Schlesien die Rede. Im ganzen wurde jedenfalls das Glatzer Land später besiedelt, als die benachbarten schlesischen Gebiete. Während z. B. im Frankensteiner Kreise aus dem 13. Jahrhundert etwa 24 deutsche Neugründungen, aus dem 14. nur noch 6 nachweisbar sind, treten uns in den 3 Grafschafter Kreisen im 13. Jahrhundert nur 8 solche, dagegen erst im 14. Jahrhundert ca. 90 (26 Glatzer, 41 Habelschwerdter, 22 Neuroder) entgegen. Aber auch das 15. und 16. Jahrhundert weisen hier noch zahlreiche Neugründungen auf, zu denen insbesondere auch der reiche Waldbestand im Habelschwerdter Gebirge und im Erlitztale sowie die Erledigung von Grenzstreitigkeiten Anlaß gab. Im 18. Jahrhundert entfaltete der neue Herrscher, Friedrich II., auch hier eine großzügige Kolonisationstätigkeit: allein zwischen 1763—96 wurden 46 Kolonien angelegt oder ausgebaut, in deren Namen sich oft der königliche Begründer oder Namen der betreffenden Grundherren widerspiegeln; oft wurden Flurnamen hierbei zu Ortsnamen.

UNTERGEGANGENE DÖRFER UND VERSCHWUNDENE ORTSNAMEN

Die Zahl der im Glatzer Lande durch Kriegswirren oder wirtschaftliche Gründe untergegangenen Ortschaften ist verhältnismäßig gering, oft fehlen auch Quellenbelege, so daß wir nur durch das Verschwinden der betreffenden Ortsnamen darauf schließen können; mehrere durch die Hussiten verwüstete Ort, besonders in der Mittelwalder Gegend, wurden im 16. Jahrhundert wieder aufgebaut.

273. Bremendorf: 1354 und 1366 Bremendorf lag nordöstlich von Königshain, wo noch heute ‚die Breme‘ den Oberteil des Dorfes von der letzten Wirtschaft bis zum Paßkreuze bezeichnet. Wurde wahrscheinlich von den Hussiten zerstört. Der Name entweder von brem = Rand, Verbrämung, das auch das Wiese, Feld oder Wald einsäumende Laubholz bezeichnet, und zwar in breme oder bräme, oder von brâne Nebenform breme = Dornstrauch, erhalten in Brombeere.
274. Bronnendorf und 275. Protendorf, die ehemaligen Namen für Hinter- und Vorderkohlau. Ursprünglich bestand in diesem Tale ein Eisenhammer, 1408 erwähnt, 1629 Hammerberg bei Reinhartz, 1705 Eisenhammer bei Prottendorf, der 1717 in eine Tuchwalke umgewandelt wurde. Hier lag auch das 1540 erwähnte Freirichtergut Protendorf, während Bronnendorf 1595 gegründet worden sein soll. Protendorf dann noch im 17. und 18. Jahrhundert wiederholt genannt, obwohl 1684 Kohlau von dem Freirichtergut Pr. getrennt erscheint. 1680 erscheinen beide Namen vermengt: ‚Broten- oder Broden- oder (?) Bronnen­dorf‘. Letzteres auch um 1742 noch genannt.
— Der ‚Protend. Brunnen‘ (1624) ist die spätere kalte Quelle, der andere Name hängt wohl auch mit einer solchen zusammen.
— 276. Burgstädtel: 1365 Burkstadil, 1409 Burgstadel, 1420 die gemeyne (Gemeinde) von dem Borgstetel; damals Ortschaft verschwunden. Heute heißt so ein Berg mit Steinwall bei Friedrichswartha, auf dem nach durch alte Funde begründeter Annahme eine Burg, eine Art Vorburg von Glatz, gestanden hat. Der Name ist volkstümliche Umbildung von mhd. burcstadel (stadel = Scheune, Gebäude) oder burcstal (stal = Stelle, Platz).
277. Dietrichsbach bei Habelschwerdt: 1319 Dietrichsb., 1397 Dyterichsb., hier als pagus Dorf bezeichnet. Es lag vor dem Glatzer Tore am Stadtgraben oder auf den ‚Wieseln‘ am l. Neißeufer, wurde 1429 von den Hussiten verbrannt.
278. Freudenau bei Glatz: 1325 Freudenaw, 1337 Vrodenawe = Freudenau; ursprünglich Vw. der Stadt Glatz, das 1653 von einem Sichelschmied erworben und dann Sichelhof benannt wurde.
279. Klimke: 1619 Dörfchen bei Zaughals; wohl identisch mit Klinke bei Fichtig.
280. Kraftsdorf, lag wahrscheinlich bei Gompersdorf, 1346 Crafzd., 1571 Kratzd., also wohl im Dreißigjährigen Kriege zerstört oder ausgestorben.
281. Pfaffendorf bei Glatz: 1340 Pfaffend., 1345 die pfaffenbergische Mül. Gehörte dem Malteserorden, daher der Name, ging später in der Quergasse auf, während sich der Name der ‚Pfaffenmühle‘ erhalten hat.
282. Burg Schnallenstein: 1358 czu dem Snellinstein, ebenso 1361; 1418 Snallen-, 1424 Snellinst. — Wurde 1428 von den Hussiten zerstört; 1560 wurde damit eine Mühle und ein Haus am Burgberge bezeichnet. Der Name von ‚schnell‘, nämlich dem vorbeifließenden Bache, der wohl ursprünglich die Schnelle geheißen hat.
283. Seitenbach, soll ein Dorf bei Wünschelburg gewesen sein, das „zur Vorstadt“ gezogen wurde.
284. Sperrstecken, 1571 Sperstecken; 1617 „das Stück Holz, der Speerstecken genannt“; 1631 Sperrst. Wohl nicht von sperren, sondern von Speer bzw. der schmalen speerförmigen Gestalt des Gehölzes (= Stecken), auf dem die Kolonie erstand; ursprünglich Flurname.
285. Wiedereck (richtiger Widereck), ehemaliger Name für das Dorf Neudeck: 1388 Widerecke, 1572 Dorf Neudegk, sonst Wiederegke genannt, aber noch einmal, 1603, Wiedereck. Ist wohl als ‚wider ( = gegenüber) — Neudeck‘ zu deuten, das in Widereck verkürzt wurde. — Nach Damroth soll auch ein ehern. „D. Opole in der Grafschaft Glatz im Laufe der Zeit untergegangen sein.“

Nicht lokalisierte Ortsbezeichnungen: Eine Tabelle zu dem Aufsatz von Fr. Albert ‚Eine Kirchenstatistik der Gr. Glatz vom Jahre 1759‘ verzeichnet u. a. folgende zu Grafschafter Kirchorten eingepfarrte Dörfer: 286. Kummendörfel zu Glatz; 287. Tost zu Wünschelburg; 288. Schaar zu Tscherbeney. Während letzteres, das nahe tschechosl. D. Zdarek oder Zdar sein könnte, vermag ich die andern nicht zu bestimmen und wäre für Aufklärung dankbar. — Dieselbe Tabelle nennt auch Walldorf zu Konradswalde, womit wohl nur Wolmsdorf gemeint sein kann, da (Neu)-Waltersdorf seit 1389 eigne Kirche hatte; sie schreibt auch Glasekraut für Glasegrund. — Eine Anzahl von Einzelhöfen, die in alten Aktenstücken und Urkunden genannt werden (Lindenburg bei Oberhannsdorf, Triebengut bei Zaughals, Rottenhof u. a.) kommen nicht in Betracht.

ZUSAMMENSTELLUNG VON ÜBERTRAGENEN ORTSNAMEN

Wir haben im Laufe unserer Wanderung durch das Glatzer Land gar manchen Ortsnamen als zweifellos, wahrscheinlich oder möglicherweise aus anderen Gegenden übertragen bezeichnen können. Mit anderen Worten: als im Zeitalter der großen ostdeutschen Kolonisation auch in der Grafschaft eine große Anzahl von Dörfern von Einwanderern aus dem Westen und Süden gegründet wurde, gaben die betreffenden Unternehmer (locatores) ihnen den Namen ihres Herkunftsortes oder einen in ihrer Heimat bekannten Namen, oft ohne Rücksicht auf darin ausgedrückte, aber zur neuen Heimat nicht passende topographische Verhältnisse (Neudeck, Krotenpfuhl, Rosenthal u. a.). Natürlich darf man aus dem ein- oder mehrmaligen Vorkommen eines Ortsnamens in zwei verschiedenen Gegenden, auch wenn der eine entsprechend älter ist, noch lange nicht auf gegenseitige Beziehungen i. S. von Tochtergründungen, schließen, besonders wenn es sich um Ortsnamen handelt, die entweder mit im Mittelalter sehr beliebten und verbreiteten Personennamen oder aus so allgemeinen Begriffen wie schön, grün, hoch, lang, licht u. a. einerseits und den allgemeinen Grundwörtern -dorf, -stadt, -berg, -wald usw. andererseits zusammengesetzt sind. Solche Ortsnamen kommen also nur bedingt in Betracht. Aber neben den selteneren und charakteristischen Ortsnamen können auch jene als Belege für Einwanderung von auswärts gelten, wenn sie sich in größerer Anzahl einerseits in einem räumlich so beschränktem Gebiete, wie es die Grafschaft ist, anderseits auch in einem jener westlichen Gebiete wiederfinden, aus dem nachweislich Einwanderungen nach Schlesien und der Grafschaft Glatz erfolgt sind. Dies sind u. a. Franken, Thüringen, Obersachsen (Meißen), in gewissen Fällen Hessen und Rheinfranken, wobei sowohl das Meißnische als auch besonders die Lausitz sich mehrfach als Etappen- oder Durchgangsgebiet erweisen, indem die hier sich frühzeitig ansiedelnden fränkischen und thüringischen Ansiedler später ihren Überschuß weiter nach Osten abgaben. Wie dies z. B. für die nahe beieinander gelegenen schlesischen Orte, die Stadt Frankenstein, gegründet um 1260—70, und das Dorf Frankenberg, ursprünglich auch Stadt, 1230 bezeugt, gilt, die nur mittelbar von Franken aus, unmittelbar zweifellos von den sächsischen, nur wenig voneinander entfernten Orten, Stadt Frankenberg, 1222 bezeugt, und Dorf Frankenstein am Steinberg, 1185 und 1206 nachgewiesen, gegründet worden sind, so läßt sich das auch von mehreren Ortsnamen mit ziemlicher Sicherheit annehmen, wie auch ein Teil des aus den Wettiner Landen in das Glatzer Land eingewanderten Adels vorher in Thüringen und Franken angesessen war.

Eine größere Anzahl der in der Gegend von Mittelwalde und im Bieletal vorkommenden Ortsnamen weist auf Zuwanderung aus Nordmähren hin, dessen Mundart mit der glätzischen, insbesondere auch der des Bieletals verwandt ist, und Fr. Graebisch nimmt auf Grund dieser Verwandtschaft nicht nur eine Besetzung des Bieletales mit solchen Zuwanderern schon lange vor der großen deutschen Kolonistenwelle des 13. Jahrhunderts an, sondern hält auch eine Berührung jener mit im schlesischen und mährischen Gebirgsvorland zurückgebliebenen Resten der (westgermanischen) Hermunduren und Markomannen für nicht ausgeschlossen, weil diese weniger im Slawentum aufgegangen seien, als die etwaigen übrigen germanischen Reste im Glatzer Talkessel. Schon O. Pautsch hatte eine Anzahl von Ortsnamen bei Mittelwalde als übertragen bezeichnet, hierbei aber das Bieletal unberücksichtigt gelassen.

ZUSAMMENSTELLUNG DER FÜR EINE MÖGLICHE
ÜBERTRAGUNG IN BETRACHT KOMMENDER ORTSNAMEN

Hessen-Rheinfranken.
Reinhards (1116 Reginheres)
Rückers (1160 Rutchares)
Rommerz (1330 Romundes)
Kradenpohl (Kratinpful i. S.)
Neurath
Oberfranken-Thüringen.
Siegehartz, Siegritz 2mal
Ahorens 1373 (Ahornis)
Sachsen (Meißen), Lausitz.*)
Berthelsdorf Laub. 1233
Dietrichsbach L. 1261
Ebersdorf L. 1317
Eckardisdorf Z. 1310
Friedersdorf zw. 1222—1326 4mal
Ger(hard)sdorf M. 1232, 1241 u. 1306
Harthe B. 1213
Harthau. Bisch. 1241
Keselingiswalde 1301
Königshain Z. 1280
Ober-, Nieder-Langenau G. 1276
Lauterbach B. u. M. 1262
Lodewigsdorf 1305, Lußdorf 1436
(Otto von) Nidecke 1244
Olbersdorf M. 1323
Ottendorf Bisch. 1262
Ober-, Nieder-Rathen 1261
Reichenau Z. 1266
Rengersdorf R. -?-
Schlegel Z. 1287
Schönau M. 1248
Seifersdorf M. 1229
Sibotin-(Seiten)dorf 1308
Waltitz M. 1250 (?)
Waltersdorf?
Wol(fra)msdorf 1232
Pfaffendorf
Reicharts- (Reyers)dorf
Thalheim
Wernersdorf
Wil(hel)msdorf
Gr. Glatz.
Reinerz 1324
Rückers 1319 (?) bzw. 1347
Roms 1367
Krotenpfuhl 1374
Neurode 1337
Nowinrade 1352
Neurath 1650 bei Merian.
Segeharcz 1318 (Siegritz)
Ohorns 1381 (Urnitz)
Bertholdsdorf 1338 (Batzd.)
Dietrichsbach 1319
Ebersdorf 1337 bzw. 1347
Eckersdorf 1337
Friedersdorf 1330
Gerarczdorf 1346 (Gersdorf)
Hartau 1348
Kieslingswalde 1340
Keselingiswalde 1423
Königshain 1324
Ober-, Nieder-Langenau 1338
Lauterbach 1358
Ludwigsdorf 1352, Loßdorf u. Lusdorf 1571 u. mda.
Nydecke 1351
Olbersdorf 1346
Ottaschind 1352 (Utschend)
Ober-, Nieder-Rathen 1347
Reichnow 1337
Rengersdorf 1326
Slegilisdorf 1330
Schönau b. L. 1346
Seifersdorf 1316
Sybotind. (Seiten)dorf 1358
Walditz 1352
Altwaltersdorf 1269
Wol(fra)msdorf 1346
Pfaffendorf 1340
Rycharcz- (Reyers)dorf 1362
(Nieder-) Tolheim 1346
Wernersdorf 1350 (Wallisfurth)
Willehelmsdorf 1300

Folgende Grafschafter Ortsnamen finden sich auch in Nord-Mähren und den anstoßenden Teilen von Ostböhmen und im ehem. Österr.-Schlesien. Ihre Zahl ist auffallend groß, doch ist hierbei zu beachten, daß es zum großen Teile wieder Ortsnamen mit jenem oben besprochenen allgemeinen Inhalte sind, die darum auch in den oben genannten westlichen Gebieten, insbesondere Sachsen, wiederholt vorkommen, so daß mehrere viel wahrscheinlicher (einzelne sogar bestimmt) aus diesen Gebieten übertragen sind, als aus Mähren. Dazu kommt, daß ich aus Mangel an Unterlagen das Alter der mä. Orte nicht feststellen konnte, so daß vielleicht viele der den angeführten Grafschafter Ortsnamen entsprechenden mä. usw. Orte jünger sind, als die Grafschafter. Es dürften also von den folgenden Ortsnamen noch eine ganze Anzahl für Übertragung ausscheiden. Ich führe sie in der Grafschafter Schreibung an und füge die etwa abweichende bei.

Mittelwalder Gegend.
Mittelwalde: —wald
Herzogswalde: —wald und —dorf
Gläsendorf: Glasdörfel und Glasdorf
Lauterbach 4mal
Ebersdorf
Rosenthal
Wölfelsdorf mda. Welsdorf in O. B.: Wolsdorf
Schönthal
Schönfeld(wald): —wald
Schreibendorf (vor 1428?)
Rothflössel: Rothfloß
Seitendorf
Neuroder Gegend.
Neurode
Ebersdorf, in M. u. B. 4Mal
Schlegel 1330 Slegilisdorf
M.: Schlögelsdorf
Eckersdorf
Rudelsdorf in M. u. B. 4Mal
Hausdorf
Bieletal.
Gersdorf
Mohrau, i. M. 4Mal
Olbersdorf 3mal
Winkeldorf M. Winkelsdorf
Kraftsdorf M. Kratzdorf
Heinzendorf 5mal
Kunzendorf
Petersdorf i. M. u. B. 7Mal
Herrnsdorf 2mal
Ullersdorf 5mal.
Glatz—Habelschwerdter Gegend.
Hannsdorf
Neudeck
Märzdorf 2mal
Amsdorf i. B. 5mal
Waltersdorf 3mal
Weißwasser
Lichtenwalde M. Lichtenthal
Stubengrund M. Stubenseifen
Hermsdorf: Hermesdorf
Seifersdorf

Es ist hier schwer zu sagen, welche Ortsnamen für Übertragung in Betracht kommen, am ehesten vielleicht: Rothflössel, Mohrau, Winkel(s)d., Kraftsd., Petersd., Herrnsd., Ullersd., Wölfelsd., teils wegen der selteneren Formen, teils wegen des häufigen Vorkommens in den genannten Gebieten.

Die Übereinstimmung von 10 Ortsnamen des Braunauer Ländchens mit solchen der Grafschaft erklärt sich daraus, daß dieses nach seiner geographischen Lage und physischen Grenzen zum Glatzer Lande gehörige Gebiet, das auch politisch Ende des 12. Jahrhunderts bis 1260 zu Glatz gehörte*), wohl ziemlich gleichzeitig mit der Grafschaft unter denselben Verhältnissen und Bedingungen wie diese besiedelt wurde. Es handelt sich wiederum um Ortsnamen, die auch in den mehrfach erwähnten Gebieten Vorkommen: Barzdorf (Bertholdsdorf), Märzdorf, Ottendorf, Schönau, Rosenthal, Hermsdorf, Heinzendorf, Dittersbach, Wernersdorf und ein Schlegelhof.

*) Die betreff. Buchstaben bedeuten: B. Bautzen; Bisch. Bischofswerda; G. Görlitz; K. Kamenz; M. Meißen; L. Löbau; Laub. Lauban; R. Rothenburg; Z. Zittau. Die Jahreszahlen stützen sich auf Cod. dipl. Saxon. reg. 1882-92.

Auszug aus: „Die Ortsnamen der Grafschaft Glatz“
von Paul Klemenz, Ostdeutsche Verlagsanstalt Breslau 1932

abgedruckt in: „Ortsverzeichnis der Grafschaft Glatz“,
III. erweiterte Auflage, MARX-Verlag, Leimen/Heidelberg, 1977

 

 

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Erste Version vom 19.07.2025, letzte Aktualisierung am 21.07.2025.