Gestalt, Werden und Bedeutung des Glatzer Landes

II. Kulturelle Bedeutung

Die intensive Besiedlung des Glatzer Landes von der Mitte des 13. Jahrhunderts an brachte die Entwicklung einer rein deutschen Kultur mit sich. Ihre Stärke zeigt sich darin, daß fremde nationale Strömungen wie die hussitischen Ideen und die Slawisierungsversuche böhmischer Landesherren bei der Bevölkerung keinen Anklang fanden. Dagegen stand die Grafschaft mit den von Deutschen bewohnten Nachbargebieten in regem Kulturaustausch.
Die in der deutschen Dichtung vorkommenden Strömungen zeigten sich zumeist auch im Glatzer Land. Von der mittelhochdeutschen Dichtung des Dietrich von der Klesse spannt sich der Bogen über die ritterlich-höfische Dichtung des Johannes von Wünschelburg, den Meistergesang des Hieronymus Linck und Peter von Glatz, den der Klassik zuzuordnenden Otto Graf von Haugwitz und Friedrich Wilhelm Riemer, einem Mitarbeiter Goethes, bis in die neueste Zeit zu dem bekanntesten Grafschafter Dichter, dem Habelschwerdter Hermann Stehr (1864-1940) und dem Priesterdichter Joseph Wittig aus Schlegel (1879-1949).
Daneben gab es eine Vielzahl Heimat-, Volks- und Mundartdichter, darunter Robert Karger (1874-1946), Dr. Paul Futter (1865-1938), Georg Hartmann (1887-1954) und Alois Bartsch (1902-1982).
Dem Grafschafter Menschen war eine überdurchschnittliche musikalische Veranlagung geschenkt, weshalb Volkslied und Musik liebevoll gepflegt wurden. Bemerkenswert war der hohe Stand der Kirchenmusik bis in die kleinen Dörfer hinein. Aus der großen Zahl der Musikschaffenden und -gestaltenden seien genannt der als Komponist kirchlicher Musik bekanntgewordene Ignaz Reimann (1820-1885) in Rengersdorf und die Musikdirektoren Wilhelm Kothe, Paul Mittmann, Georg Amft und Paul Preis. Erwähnt sei auch der lange in Asien wirkende Komponist und Kapellmeister Franz Eckert (1852-1916), der u.a. die japanische und koreanische Nationalhymne schuf.
In der bildenden Kunst brachte das Glatzer Land eine Reihe bedeutender Maler hervor, in weit stärkerem Maße waren es jedoch die Bildhauer, die bis in die Neuzeit hinein bedeutende Kunstwerke schufen. Herausragend sind Michael Klahr d. Ä. aus Bielendorf (1693-1742) und sein Sohn Michael Klahr d. J. (1727-1807), die in Bad Landeck lebten und deren barocke Kunstwerke man in der Grafschaft noch häufig finden kann.
Aus Glatz stammte Renée Sintenis, die Schöpferin des "Berliner Bären".

 

 

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Text by Junge Grafschaft
Layout by Dipl.-Ing. Christian Drescher, Wendeburg-Zweidorf, Kontakt: Feedback-Formular.
Erste Version vom 03.07.2002, letzte Aktualisierung am 03.07.2002.