Städte, Dörfer, Sehenswürdigkeiten, Flüsse und Gebirge

S

Saalwiesen → Bielengebirge

Sackisch / Zakrze (380 m)
11 km w Reinerz, 1.793 E./? E. (siehe → Bad Kudowa)

Das 1477 erwähnte, industriereiche Dorf ist mittlerweile mit dem Kurort Bad Kudowa zusammengewachsen; hier endet auch die Eisenbahnlinie Glatz - Kudowa. Die ehemalige Filialkirche "St. Katharina", um 1680 erbaut, hat eine barocke Innenausstattung aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Glockenturm mit der barocken Haube ist von 1713.
(Kuratie von Lewin, heute Pfarrei Kudowa-Sackisch)
Stadt Bad Kudowa/Kudowa Zdr.

Scheibe / Skiba → Glatz

Schlaney → Schnellau

Schlegel / Słupiec (415 m)
5 km sö Neurode, 3.711 E./7.772 E.
Der große Ort, 1330 erstmals erwähnt, ist heute wohl der industriereichste Ort der Grafschaft. Die Kohleförderung wird hier schon 1641 erwähnt. Die "Johann-Baptista-Grube" der Neuroder Kohlen- und Tonwerke wurde nach dem Zweiten Weltkrieg stark ausgeweitet, die Förderung ausgebaut, so daß für die vielen Arbeitskräfte neue Wohnblocks und neue Siedlungen entstanden, dazu großzügige Sportanlagen.
Schon 1384 hat Schlegel eine Pfarrkirche. Die heutige neugotische Kirche "St. Katharina" mit schlankem, spitzem Turm wurde 1888 aus dem roten Sandstein des Allerheiligen-Berges erbaut. Ausmalung und Austattung sind stilgerecht gestaltet. Die farbigen Fenster im Kirchenschiff, das Leben Mariens darstellend, sind neu. Links vom Chorraum steht an der Wand eine Arnestus-Madonna, sie war früher in Glatz und ist seit 1885 am Ort. Nach Joseph Wittig ist es vermutlich die Mirakel-Madonna des Arnestus von Pardubitz (→ Glatzer Pfarrkirche), doch die (dann notwendige) Datierung um 1300 ist stilkritisch kaum haltbar. Außen ist beim nordwestlichen Strebepfeiler unter dem Dach ein steinerner Wolfskopf, der einen Menschenkopf im Rachen hält, eingemauert. Er wurde von Vorgängerbauten übernommen und besteht aus rotem Schlegeler Stein. Da derartige Darstellungen bis Mitte des 12. Jahrhunderts verbreitet waren, läßt sich vermuten, daß zu dieser Zeit oder wenig später hier schon eine steinerne Kirche stand.
Die evangelische Kirche von 1904 ist heute ein Wohnhaus.
Aus Schlegel kam früher der sehr bekannte Likör "Kroatzbeere".
2 km nordwestlich Richtung Neurode in der ehemaligen Kolonie Neusorge hat der Priesterdichter Joseph Wittig auf elterlichem Grund sein Haus gebaut. An dem Gebäude mit einem auffallend steilen, hohen Dach (östlich der Straße) ist 1992 eine zweisprachige Gedenktafel angebracht werden. Im Haus soll eine Gedenkstätte eingerichtet werden.
Westlich des Ortes liegt der Allerheiligen-Berg/Góra Wszystkich Świętych (648 m), auch Kirchberg genannt. Auf ihm steht der Moltke-Turm von 1913. Die Lukas-Baude ist abgerissen. Östlich, unterhalb des Gipfels, steht die renovierte Pestkapelle "Zur Schmerzhaften Mutter" und zu den Pestheiligen (Pestgelöbnis von 1680). Der Kreuzweg wurde z. T. provisorisch wiederhergestellt; die Einsiedelei ist verfallen.
Stadt Neurode/Nowa Ruda

Schloßhübel / Piszkowice (310 m)
6 km nw Glatz, 396 E./355 E.
Das Dörfchen im unteren Steinetal, 1340 als "Piscowicz" erwähnt, trug bis 1937 seinen alten slawischen Namen Pischkowitz.
Die Pfarrkirche "St. Johannes der Täufer" wurde 1428 von den Hussiten eingeäschert, danach wieder aufgebaut und wohl später durch zwei Anbauten beidseitig des Altarraums erweitert (Emporen). Im Hochaltar in wuchtig barocken Formen ist ein großes Gemälde des Pfarrpatrons, die Seitenaltäre zeigen lebhaftere Barock- und Rokokogestaltung. Der hohe, im oberen Teil neuere Turm mit spitzem Dach ist weithin sichtbar.
Auch das Schloß, das wie die Kirche auf einer Anhöhe über dem Steinetal steht, überragt den Ort. Es wurde 1722 in barocken Formen von der Familie von Haugwitz neu errichtet und später vergrößert. Es besaß eine reiche Innenausstattung und war in mehreren Kriegen Hauptquartier leitender Feldherrn.
Gemeinde Glatz/Kłodzko

Schneegebirge (Glatzer-) / Masyw Śnieżnika
Das im Südosten gelegene Gebirgsmassiv mit fünf tiefeingeschnittenen Tälern ist der höchste Teil des Glatzer Kessels (bis 1.425 m). Bei ca. 1.150 m beginnt die Baumgrenze (Einfluß des östlichen kontinentalen Klimas), ab 1250 m finden sich nur noch strauchartige Gehölze, die Flora hat alpinen Einschlag. Die Gipfel sind bis zu sieben Monate mit Schnee bedeckt, im langjährigen Durchschnitt gibt es 182 Frosttage, 241 Nebeltage und nur vier Monate Sommer.
Der höchste und die Landschaft beherrschende Berg ist der Große-(Glatzer-)Schneeberg/Śnieżnik, der jenseits der Grenze auch Grulicher Schneeberg/Králický Snšþnik und Spieglitzer Schneeberg genannt wird. Der Gipfel, über den die Grenze zu Tschechien verläuft, ist eine ca. 10 ha große, freie Hochfläche, die hauptsächlich aus Glimmerschiefer besteht. Der abgeflachte Gipfel erlaubt keine Rundum-Talsicht, deshalb wurde 1895-99 vom Glatzer Gebirgsverein durch Baumeister Giesser (Glatz) der 33,5 m hohe Kaiser-Wilhelm-Turm gebaut, der mit seinem 17 m hohen Nebenturm und der kleinen Schutzhütte mit Gasträumen zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen des Glatzer Landes wurde. Von ihm bot sich eine hervorragende Rundsicht in die Grafschaft und weit darüber hinaus. Trotz der mächtigen Mauerstärke (1,75 m am Fuß, 0,80 m oben) war der Turm der extremen Witterung nicht gewachsen, da beim Bau eine falsche Mörtelmischung verwendet wurde und in den letzten Jahren Sanierungsmaßnahmen unterblieben. Er wurde am 11.10.1973 wegen Baufälligkeit gesprengt. Es soll jedoch wieder ein neuer Turm errichtet werden.
Heute ist von den Rändern der Hochfläche und den Trümmern des ehemaligen Turms eine gute Fernsicht möglich.
Südlich des Gipfels auf tschechischem Gebiet entspringt die March, etwas tiefer lag das mächtige Liechtenstein-Schutzhaus (1.318 m), das 1971 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde.
Westlich liegt in 1.214 m Höhe die Schweizerei/Schronisko "Na Śnieżniku", eine 1871 errichtete Baude. Ihren Namen bekam sie, weil hier oben Graf von Magnis 1809 eine Almwirtschaft nach Schweizer Vorbild mit einem Sennen aus dem Kanton Bern eingerichtet hatte, die auch von der späteren Besitzerin Marianne der Niederlande (auf Schloß Kamenz) weitergeführt wurde.
Vom Glatzer Schneeberg zieht sich ein Gebirgszug südlich nach Tschechien hinein mit der Dürren Koppe (1.326 m) und dem Sauberg (1.088 m).
Durch das Marchtal/Morava von diesem Zug getrennt, zieht sich ein weiterer Zug nach Südwesten, über den die Grenze verläuft. Größte Höhen sind hier der Kleine Schneeberg/Mały Śnieżnik (1.326 m), der Lauterbacher Felsen/Goworek (1.314 m), der Siehdichfür/Puchacz (1.175 m), die Klappersteine/Trójmorski Wierch (1.145 m) und der Eschenberg/Jasień (936 m).
Auf dem flachen Rücken zwischen den beiden letztgenannten Bergen befindet sich die Wasserscheide dreier Meere, neben der am Maloja-Paß in der Schweiz einmalig in Europa. Hier ist das Quellgebiet der Glatzer Neiße (Oder - Ostsee), des Lipkaer-Wassers (Stille Adler - Elbe - Nordsee) und des Obermohrauer Wassers (March - Donau - Schwarzes Meer).
Nach Nordwesten liegen der Heuberg/Smrekowiec (1.131 m) und der Schwarze Berg/Czarna Góra (1.205 m) (→ Heudorf), nach Norden die Riemerkoppe/Stroma (1.166 m).
1887/88 zogen zwei Schneeberg-Revierförster erstmals Skispuren durch das Schneeberggebiet, sie waren Begründer des schlesischen Skilaufs. Seit 1981 ist das Schneegebirge in einer Größe von 288 kmē als Landschaftspark ausgewiesen.
Wege auf den Glatzer Schneeberg:
- von Wölfelsgrund/Międzygórze (ca. 2¼ h)
- von Johannesberg/Janowa Góra (ca. 3 h)
- von Neu-Klessengrund/Kletno (ca. 2½ h)
- von Kamnitz/Kamienica (ca. 2¾ h)
- von der tschechischen Seite entlang der March/Morava oder
- von Neu-Rumburg/Nowy Rumburk bei Mährisch-Altstadt/Staré Mĕsto.

Schnellau / Słone (360 m)
13 km w Reinerz, 911 E./804 E.
Der westlichste Ort der Grafschaft wurde erstmals 1403 als Slaney erwähnt und trug bis 1937 den slawischen Namen Schlaney (Salzort). Schnellau gehörte früher zur Pfarrei Nachod und wurde 1780 nach Tscherbeney umgepfarrt. Die Filialkirche "Mariä Geburt" entstand danach in barocken Formen mit stilgemäßer Ausstattung, das Turmoberteil ist neueren Datums.
1,5 km südlich liegt einsam im Wald das Marienbrünnel/Źródło Marii, eine kleine Marienwallfahrtsstätte mit einer Quelle. Zufahrt: Straße nach Birkhagen, nach ca. 600 m in einer Kurve (Schild) geradeaus (Feldweg), am Waldrand Parkmöglichkeit, dann 80 m durch den Wald. Vor dem Wald bietet sich ein schöner Ausblick auf die Heuscheuer.
(Pfarrei Tscherbeney)
Stadt Bad Kudowa/Kudowa Zdr.

Schönau / Orłowiec (500 m)
5 km n Landeck, 359 E./86 E.
Das Dörfchen, in einem Taleinschnitt des Reichensteiner Gebirges idyllisch gelegen, wurde 1352 erstmals erwähnt und ist heute stark entvölkert. Im mauerumwehrten Kirchhof steht die Filialkirche "St. Sebastian" mit einer spätbarocken Ausstattung von 1770-80, vermutlich von Michael Klahr d. J. Der Hochaltar zeigt lebhafte Rokokoformen.
Im Unterdorf an der Straße nach Reichenstein steht der verwahrloste Gutshof, dessen Herrenhaus (1787) barocke Giebel aufweist.
(Pfarrei Reyersdorf)
Stadt Bad Landeck/Lądek Zdr.

Schönau / Smreczyna (450 m)
2 km s Mittelwalde, 384 E./196 E.
Kleines Reihendorf im oberen Neißetal, um 1530 errichtet. An der westlichen Straßenseite, nahe dem Abzweig nach Steinbach, steht eine Pieta mit trauernden Frauen.
(Pfarrei Mittelwalde)
Stadt Mittelwalde/Międzylesie

Schönfeld / Roztoki (410 m)
5 km n Mittelwalde, 629 E./347 E.
Das Dorf im oberen Neißetal wird bereits 1360 als Pfarrort genannt. Die Pfarrkirche "St. Martin" (Ende des 16. Jh.) wurde 1720 erweitert und mit dem in die Westfassade integrierten Turm versehen. Bemerkenswert ist das schön gegliederte Portal, gekrönt von der Figur des Kirchenpatrons in einer Nische. Das weite Innere ist in klaren Barockformen gestaltet und weist erlesene Kunstschätze auf. Zwar ist der Hochaltar von Michael Klahr d. Ä. 1900 verbrannt und wurde durch August Klein aus Bad Landeck neu geschaffen, doch blieben mit den Seitenaltären und der Kanzel bedeutende Schöpfungen des großen Barockkünstlers erhalten (1729/30). Im linken Seitenaltar steht St. Johannes Nepomuk, der Märtyrer des Beichtgeheimnisses, unter einem von Engeln gehaltenen Baldachin, während oben im Strahlenkranz die vergrößerte Zunge als Symbol der Schweigsamkeit dargestellt ist. Das Ovalbild oben stellt Judas Thaddäus dar. Der rechte Seitenaltar ist der unbefleckten Gottesmutter Maria geweiht und entspricht in seinem Aufbau und in der Ausgestaltung mit vielen Engeln und Putten dem linken.
Auch bei der Kanzel wird die lebhafte Gestaltung durch viele Engel gesteigert. Am Aufgang sind die vier lateinischen Kirchenväter dargestellt, am Kanzelkorb die vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Der Schalldeckel wird von der Gestalt Gottvaters beherrscht, vor dem Moses kniet.
Der St.-Annen-Altar ist aus dem Frühbarock, beachtenswert sind auch die Beichtstühle.
Das ehemalige Freirichtergut nördlich der Kirche war früher Herrensitz des Geschlechtes von Tschirnhaus, am Portal des Herrenhauses (1569) eine Wappentafel mit acht Wappen der Ahnen des David von Tschirnhaus.
Stadt Mittelwalde/Międzylesie

Schönthal / Dolnik (470 m)
2 km ö Mittelwalde, 143 E./99 E.
Ein kleines, 1358 erwähntes Reihendorf am Westabhang des Schneegebirges.
(Pfarrei Mittelwalde)
Stadt Mittelwalde/Międzylesie

Schreckendorf / Strachocin (480 m)
5 km s Landeck, 1.454 E./384 E. (zum Teil Umgemeindung nach Seitenberg)
Das 1264 durch den Lokator Schrecker im oberen Bieletal gegründete Dorf ist die älteste urkundlich nachgewiesene deutsche Ansiedlung in der Grafschaft. Es bildet mit Gompersdorf und Seitenberg, mit denen es räumlich zusammengewachsen ist, die sogenannten Grunddörfer.
Die auf einer Anhöhe liegende große barocke Pfarrkirche "St. Maternus" besitzt im rückwärtigen Teil zwei Emporen, die beiden Seitenschiffe mit Kapellen und Emporen darüber öffnen sich mit Bögen zum Hauptschiff. Die Kirche ist bis auf die farbigen Fenster von 1915 barock ausgestaltet. Die Deckengemälde schuf der Landecker Kirchenmaler Reinsch, die Pieta Franz Thamm (um 1880). Die Glasmacher und Glasschleifer der Oranienhütte hatten ihrer Pfarrkirche (nach 1880) einen kristallenen Kronleuchter geschenkt.
Wirtschaftlicher Mittelpunkt des Ortes ist die ehemalige Glasfabrik "Oranienhütte Franz Losky", die Erzeugnisse von Weltruf herstellte und zu deutscher Zeit bis zu 650 Beschäftigte hatte. Nach dem Krisenjahr 1931 wurde hier nur noch Glas geschliffen. Heute hat sie als Glashütte "Violetta" mit Kristallglasschleiferei nach wesentlicher Erweiterung ca. 1.300 Mitarbeiter.
In Schreckendorf liegt der Bahnhof Seitenberg, die Endstation der Bieletalbahn.
(Heute in Pfarrei Seitenberg umbenannt)
Stadt Seitenberg/Stronie Śl.

Schreibendorf / Pisary (520 m)
4 km sö Mittelwalde, 477 E./155 E.
Das Dorf an der oberen Neiße wurde 1428 von den Hussiten zerstört und ab 1524 wieder errichtet.
Bei einem Wolkenbruch 1827 kam es zu einem verheerenden Hochwasser, das 60 Häuser zerstörte, 82 Menschen fanden den Tod, davon 7 aus Schreibendorf.
In dem heute weitgehend entvölkerten Ort steht die Begräbniskirche "St. Wenzeslaus", die 1859 anstelle einer Holzkirche in romanisierenden Formen erbaut wurde. Sie hat im Hauptraum eine flache Holzdecke, die Ausstattung und Ausgestaltung entspricht dem historisierenden Baustil.
(Pfarrei Mittelwalde, heute Thanndorf)
Stadt Mittelwalde/Międzylesie

Schwarzer Berg → Schneegebirge

Schwenz / Święcko (330 m)
9 km nw Glatz, 338 E./238 E.
Das kleine Dörfchen an der Straße Glatz-Neurode, 1352 erwähnt, hat eine St. Florian geweihte Kapelle (1794) mit Dachreitertürmchen und harmonisch gestaltetem Barockgiebel.
(Pfarrei Schloßhübel, heute Pfarrei Eckersdorf)
Gemeinde Glatz/Kłodzko

Seefelder → Habelschwerdter Gebirge

Seifersdorf / Raszków (380 m)
10 km s Neurode, 399 E./299 E.
Das 1316 erstmals erwähnte Reihendorf war schon 1384 Pfarrei. Die Filialkirche "St. Peter und Paul" wurde 1689 erbaut, nachdem der Vorgängerbau nach einem Blitzschlag abgebrannt war. Sie ist innen barock ausgestaltet und renoviert, auf dem steilen Dach befindet sich ein formschöner Dachreiter, während der Kirchhof von einem mächtigen Torturm bewacht wird.
(Pfarrei Niedersteine)
Gemeinde Wünschelburg/Radków

Seitenberg / Stronie Śląskie (500 m)
7 km s Landeck, 973 E./5.554 E. (einschl. der Teilbereiche von Gompersdorf und Schreckendorf)
Das Dorf am Zusammenfluß von Mohre und Heudorfer Wasser, 1346 erwähnt und einst Mittelpunkt des Eisenerzbergbaus (1492 Eisenhütte), ist heute mit Schreckendorf und Gompersdorf zu einem großen Industriestandort zusammengewachsen und bildet mit den Orten des oberen Bieletales und des nördlichen Schneegebirges eine Stadt. Viele neue Häuser und Wohnblocks sowie ein großes Langzeitkrankenhaus sind entstanden, im Ortskern ein kreisrundes Kulturhaus.
An einem kleinen Park liegt das schlichte Schloß, heute Rathaus, früher Sitz der Herrschaft Seitenberg mit einem Grundbesitz von ca. 13.000 ha, der bis zum Schneeberg reichte und dessen letzter Eigentümer Prinz Friedrich Heinrich von Preußen war. Gegenüber steht die evangelische Christuskirche (1915), deren Baukosten aus dem Vermächtnis des Prinzen Albrecht bezahlt wurden und die heute als Friedhofskapelle dient.
Zwischen Schloß und evangelischer Kirche steht eine der schönsten Pestsäulen des Glatzer Landes. Ein wellenförmig bewegter vierkantiger Schaft mit feinen Flachreliefs trägt einen doppelten Stein mit Szenen der Passion Christi.
Südlich des Schlosses steht am Rande des Sportplatzes die achteckige St. Onuphrius-Kapelle von 1735, die heute leider verfallen ist. Graf Johann Oliver von Wallis hat die Kapelle gestiftet, die dem heiligen Einsiedler aus Ägypten (4. Jh.) geweiht war. Sie wurde ein Wallfahrtsziel zum Patron der Weber, einem damals in der Grafschaft häufigen Beruf.
Südlich des Ortes am Kreuzberg liefert ein Marmorbruch weißen Marmor, der rot und blau geädert ist.
(Pfarrei Schreckendorf, heute in Seitenberg umbenannt)

Seitendorf / Gniewoszów (620 m)
7 km nw Mittelwalde, 316 E./82 E.
Das kleine, heute stark entvölkerte Dorf in den südlichen Ausläufern des Habelschwerdter Gebirges, 1358 erwähnt, hat eine barocke Filialkirche "St. Michael" von 1693. Der kleine Hochaltar (1787) zeigt Rokokogestaltung. Früher war im Ort eine Freirichterei.
Nördlich des Ortes, die Sudetenstraße aufwärts, liegt der Dreitannenberg/Jedlnik (739 m). Von hier hat man eine prachtvolle Aussicht auf die Grafschaft von Glatz bis Mittelwalde und Grulich mit dem Muttergottesberg sowie hinüber zu Maria Schnee und dem Schneeberg.
Südöstlich des Dorfes, etwa 1,3 km vom Abzweig der Straße Rosenthal-Langenau entfernt, liegt im Wald südlich der Straße die Ruine Schnallenstein/Szczerba. Die Burg ist wahrscheinlich in der Zeit der Kämpfe zwischen Böhmen und Polen entstanden und bewachte früher den Handelsweg von Prag nach Glatz durch das Erlitztal. Sie war 1360 als "Snellinsteyn" im Besitz der Herren von Glubos (Glaubitz) und wurde 1428 von den Hussiten zerstört und danach nicht wieder aufgebaut. Die Burg hatte eine Ausdehnung von 40 x 26 m, die Mauerreste sind 9 m hoch und 1 m dick. Eine steile Steintreppe führt in den inneren Burgraum. Zugang: an der Straße links blauweiße Markierung; Weg über einen Steg, dann links ca. 200 m.
Südöstlich der Ruine liegen talaufwärts die "Salzlöcher"/Solna Jama (590 m), zwei Höhlen, deren Wände mit Kalksinterkrusten und feuchtem Kalkbrei überzogen sind. Eine Höhle ist mit Taschenlampe betretbar. Nach einem 15 m langen Gang gelangt man in eine Kammer mit einem 3 m tiefen See. Die Höhle steht unter Naturschutz.
Die Salzlöcher sind von Seitendorf (Kirche) direkt auf einem markierten Weg zu erreichen.
(Pfarrei Rosenthal)
Stadt Mittelwalde/Międzylesie

Silberberg / Srebrna Góra (440 m)
11 km ö Neurode 1.155 E./860 E.
Die Stadt am Nordosthang des Eulengebirges, in der im späten Mittelalter Silberbergbau betrieben wurde, gehört nicht mehr zum Glatzer Land. Die auf der Höhe des Gebirgskammes westlich des Ortes gelegene Festung zieht sich bis an die Grenze der Grafschaft heran. Sie wurde wie in Glatz unter Friedrich dem Großen 1764-78 errichtet und 1860 aufgegeben. Die Festung mit 5.000 Mann Besatzung erwies sich zu ihrer Zeit als uneinnehmbar und wurde deswegen "Schlesisches Gibraltar" genannt. Fritz Reuter war hier 1834-37 in Haft ("Ut mine Festungstid"). Vom Donjon (686 m), in dem ein 56 m tiefer Brunnen ist, bietet sich eine großartige Rundsicht. Um die Hauptfestung herum liegen auf den Bergkuppen noch fünf Bollwerke, die untereinander durch in den Fels gesprengte Wege verbunden sind. Im Fort Spitzberg mit 92 m tiefem Brunnen war früher eine Jugendherberge.

Spätenwalde / Zalesie (540 m)
5 km w Habelschwerdt, 194 E./73 E.
Das kleine Dörfchen, 1411 erwähnt, zieht sich zum Kamm des Habelschwerdter Gebirges hinauf und bietet mit seiner malerisch gelegenen Begräbniskapelle "St. Anna" eine einzigartige Sehenswürdigkeit. Das 1747 errichtete Holzkirchlein mit Schindeldach und schlankem Glockentürmchen darauf hat im rechteckigen Innern eine hölzerne Kassettendecke. Sie und die Brüstung der Orgelempore sind mit 53 Bildern aus dem Alten Testament und 3 Bildern zu Erlösung und Ostern bemalt und mit Inschriften in altertümlichem Deutsch beschriftet. Sie sind vermutlich als "sichtbares Wort Gottes" (Laienbibel) unter protestantischem Einfluß in dieser katholischen Kirche entstanden.
Auch der Hauptaltar ist ein lutherisch geprägtes Renaissancekunstwerk, das um 1620 geschaffen wurde und in einer protestantischen Kirche stand (vermutlich in Habelschwerdt) und dann der neugebauten Kirche in Spätenwalde übergeben wurde. Dabei wurde er durch einige Engel und die Krönung Mariens (oben) ergänzt. Das heutige Altarbild der Mutter Anna stammt aus neuerer Zeit. Dahinter befinden sich acht kleine Ölbilder, die das Leben Christi darstellen, als größtes das Bild vom Abendmahl.
In der Vorhalle am Giebel befindet sich eine alte holzgeschnitzte Pieta. (Für einen Besuch der Kirche kann der Küster im Haus Nr. 8 am späten Nachmittag angesprochen werden.)
Nordwestlich des Ortes zieht sich die "Spätenwalder Ewigkeit", eine 5 km lange schnurgerade Waldschneise, in Richtung Bad Reinerz hin → Habelschwerdter Gebirge.
(Pfarrei Habelschwerdt)
Stadt Habelschwerdt/Bystrzyca Kł.

Steinbach / Kamieńczyk (610 m)
3 km sw Mittelwalde, 271 E./79 E.
Das sich am Abhang des Adamsberges zur Grenze hochziehende kleine Dorf wurde 1564 durch David und Michael Tschirnhaus angelegt und ist heute stark entvölkert. Das Gasthaus "Steinschulze" (Erbscholtisei) unmittelbar an der Grenze steht nicht mehr; von hier hat man eine herrliche Aussicht auf die südliche Grafschaft (Straße auf tschechischer Seite, ins Erlitztal führend).
Die hochgelegene Begräbniskapelle "St. Michael", eine Holzkirche von 1700 mit Schindeldach und schindelgedecktem Zwiebelturm, wurde 1935 auf ein Steinfundament gesetzt und der schiefgewordene Turm wieder senkrecht ausgerichtet. Altar (1720) und Kanzel stammen aus dem böhmischen Wichstadtl. An der Orgelbühne ist eine geschnitzte Anna Selbdritt, in der Mitte des Kirchenraums hängt eine barocke Strahlenmadonna. Die flache Kassettendecke ist mit Blumenmotiven ausgemalt, ebenso die Brüstung der dreiseitig umlaufenden Emporen. Diese Malereien von Anton Ferdinand Veit aus Prag (1734) wurden vom Habelschwerdter Kunstmaler Herbert Blaschke wiederhergestellt, der auch den Kreuzweg in Hinterglasmalerei schuf.
Neben der Kirche steht ein barockes Steinkreuz.
(Pfarrei Mittelwalde)
Stadt Mittelwalde/Międzylesie

Steine / Ścinawka
Der linke Seitenfluß der Neiße entspringt im Waldenburger Bergland, fließt durch das Braunauer Ländchen (Tschechien), tritt bei Tuntschendorf in den Glatzer Kessel ein, durchfließt in südöstlicher Richtung die drei Steinedörfer und mündet unterhalb von Glatz in die Neiße.

Steingrund / Kamienna (560 m)
8 km ö Habelschwerdt, 186 E./43 E.
In dem erst 1790 angelegten Dörfchen westlich der Kühberge steht eine Kapelle (1792) mit spitzbehelmtem Dachreiter, in deren Außenwand ein Tympanon eines spätgotischen Sakramentshäuschens (1425) eingemauert ist. Es stellt Christus am Ölberg dar, zu dem die Hand Gottes tröstend herabreicht, rechts befinden sich drei schlafende Jünger.
(Pfarrei Kieslingswalde)
Stadt Habelschwerdt/Bystrzyca Kł.

Steinwitz / Ścinawica (300 m)
4 km n Glatz, 440 E./356 E.
In dem kleinen, 1330 erwähnten Dörfchen befindet sich eine schön gestaltete Säule mit kapellenartiger Bekrönung.
(Seelsorgebezirk Scheibe, heute Pfarrei Glatz)
Gemeinde Glatz/Kłodzko

Stolzenau / Chocieszów (420 m)
9 km nö Reinerz, 765 E./277 E.
Das an den östlichen Ausläufern der Heuscheuer gelegene Dorf wurde 1538 als Waidmannsdorf erwähnt und 1583 nach dem Besitzer Mathes von Stolz umbenannt. Das Ortsbild des früher als Sommerfrische beliebten Ortes wird durch das große Schulgebäude mit Mansardenwalmdach und Dachreitertürmchen bestimmt.
(Pfarrei Reichenau)
Gemeinde Rückers/Szczytna

Straußeney → Straußdörfel

Straußdörfel / Pstrążna (580 m)
12 km nw Reinerz, 488 E./109 E.
Der kleine Ort am Westhang der Heuscheuer, 1470 unter seinem slawischen Namen erwähnt, wurde bis 1937 Straußeney genannt. Es war zu deutscher Zeit der einzige Ort der Grafschaft mit überwiegend evangelischer Bevölkerung. Die evangelische Kirche, 1848 in neuromanischen Formen erbaut, ist heute das einzige evangelische Gotteshaus der Grafschaft, in dem noch evangelische Gottesdienste stattfinden.
Weiter oberhalb liegt am linken Berghang ein Freilichtmuseum für "Volkskultur des Sudetenvorgebirges". Es zeigt Objekte der Volksarchitektur (Bauernhäuser, Gasthaus, Schmiede, Schlosserei) mit Hausrat, Werkzeugen und Geräten (Öffnungszeiten: Di-So 10.00-18.00 h).
Eine schöne Wandermöglichkeit bietet sich über Tannhübel/Bukowina (bis hierher Fahrweg) und weiter zu den Wilden Löchern mit dem Plateau des Spiegelberges → Heuscheuer an.
(Kath. Pfarrei Tscherbeney)
Stadt Bad Kudowa/Kudowa Zdr.

Stuhlseiffen / Rudawa (620 m)
10 km sw Habelschwerdt, 419 E./1 E.
Das heute menschenleere Dorf mit nur noch wenigen Häusern wurde wie andere Orte im Erlitztal vom Kaiserlichen Oberwaldmeister L. Veldhammer 1574 gegründet. Bis 1839 wurde hier nach Erz gegraben, daraus leitet sich der Dorfname ab: Stuhl ist entstellt aus Stoll(en), Seifen - sifen = Talschlucht mit Bach. Vor 100 Jahren war hier ein Zentrum der Spanschachtelherstellung, 42 Familien lebten nur von dieser Heimarbeit.
Die Begräbniskirche "Zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit" wurde 1769 in barocken Formen errichtet und befindet sich in schlechtem Zustand.
(Kuratie von Rosenthal, heute Pfarrei Oberlangenau)
Stadt Habelschwerdt/Bystrzyca Kł.

 

 

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Text by Junge Grafschaft
Layout by Dipl.-Ing. Christian Drescher, Wendeburg-Zweidorf, Kontakt: Feedback-Formular.
Erste Version vom 03.07.2002, letzte Aktualisierung am 07.09.2006.