Aktuelle Nachrichten aus der Grafschaft Glatz
Segnung der Straßenschilder durch Großdechant Jung
Straße in Essinghausen dem Kaplan Hirschfelder gewidmet
Glatzer Gebirgs-Verein nahm an der Veranstaltung teil.
ESSINGHAUSEN. Die Stadt
Peine hat 1996 in einem Neubaugebiet im Ortsteil Essinghausen eine Straße
dem Kaplan Gerhard Hirschfelder gewidmet.
Auf Antrag des Ortsrates wurde am Straßenschild auf einem
Zusatzschild eine Legende angebracht worden, auf dem es heißt:
© Foto: Christian Drescher, 2000
Gerhard Hirschfelder 1907-1942
kath. Geistlicher aus der Grafschaft Glatz, Schlesien,
als NS-Verfolgter im KZ Dachau gestorben. |
Gerhard Hirschfelder war Kaplan in Habelschwerdt und Diözesanjugendseelsorger
in der Grafschaft Glatz. Seine Seligsprechung ist in Rom beim Papst beantragt.
© Foto: Christian Drescher, 2000
Diese Widmung der Straße ist in Niedersachsen
bisher ein einmaliger Vorgang, den unser Herr Großdechant
Franz Jung zum Anlaß nahm, am Freitag, den 6. Oktober 2000 ab 17.00 Uhr
in der Hirschfelderstraße/Ecke Sudetenstraße die Straßenschilder
mit der Lebenslegende des Grafschafter Märtyrers zu segnen und im Anschluß
daran in der Heilig-Kreuz-Kirche in Peine-Dungelbeck („Am Escheberg“) ab
18.00 Uhr eine heilige Messe zu feiern. Danach fand ein gemütliches Zusammensein
im Pfarrheim der Gemeinde statt, bei dem Prälat Franz Jung eine Diareihe über
Gerhard Hirschfelder zeigte.
An der Veranstaltung nahmen auch Mitglieder des Glatzer
Gebirgs-Vereins (GGV) Braunschweig e.V. mit ihrem Vorsitzen Hans-J. Taube teil.
Auskünfte hierzu erteilt auch gerne Herr Leonhard Kölbel in Peine-Essinghausen,
Tel. (0 51 71) 38 14.
nach: „GGV-MITTEILUNGEN“ Nr. 2/00, S. 2 und „Grafschafter Bote“ Nr. 10/2000, S. 15
Kaplan Gerhard Hirschfelder
geboren am 17. Februar 1907 in Glatz/Schlesien
geweiht am 31. Januar 1932 in Breslau
für die Grafschaft Glatz/Erzdiözese Prag
gestorben am 1. August 1942
im KZ zu Dachau
Gebet um die Seligsprechung
des Dieners Gottes
Gerhard Hirschfelder
Gott, du hast deinen Diener Gerhard Hirschfelder zum Priester
in der Grafschaft Glatz bestellt und ihm Kraft gegeben, in schwierigen Zeiten seinen
Dienst für dich und für die Menschen seiner Heimat zu erfüllen bis
zur Hingabe seines Lebens.
Mit Begeisterung hat er den jungen Menschen die Liebe zu Christus und zur Kirche
gelehrt und mutig den Glauben gegen seine Feinde verteidigt. Gewähre uns auf
die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, ihn als Seligen
verehren zu dürfen und ihm in der Treue zu dir und im Einsatz für dein
Reich nachzufolgen.
Sein Leben ist uns Vorbild; es helfe uns, daß Deutsche, Polen und Tschechen
den Weg zueinander finden und gemeinsam am Aufbau Europas im christlichen Geiste
mitwirken.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen. |
PRESSESPIEGEL
BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG
PEINER NACHRICHTEN
Unter dem Schild der Hirschfelderstraße
in Essinghausen wurde jetzt eine so genannte Legende angebracht: Sie erklärt
kurz Leben und Tod des Kaplans Gerhard Hirschfelder, der 1942 im Konzentrationslager
Dachau starb. Gut 60 Menschen aus der ehemaligen Grafschaft Glatz waren gestern
dabei, als Visitator Franz Jung das Schild und die Legende segnete. Er kündigte
die baldige Seligsprechung Hirschfelders an.
Essinghausen: Menschen aus Glatz gedachten ihres
Geistlichen, der im KZ starb
Visitator segnete Straßenschild
ESSINGHAUSEN (fw) Beispiele von Zivilcourage sind heute wichtiger denn je. Und da
passt es ganz gut, dass die Seligsprechung des Kaplans Gerhard Hirschfelder offenbar
gute Fortschritte macht. „Ich rechne fest damit, dass das Verfahren in etwa
zwei Jahren abgeschlossen ist“, sagte gestern Franz Jung. Der 63-jährige,
von der Bischofskonferenz als „Visitator der Vertriebenen der Grafschaft Glatz“
eingesetzt, kam gestern von Münster nach Essinghausen, um dort die Legende
(das ist ein kleiner Zusatzhinweis) unter dem Schild „Hirschfelderstraße“
zu segnen. Gut 60 Menschen aus der ehemaligen Grafschaft in Schlesien, die
jetzt eine neue Heimat in Peine und Braunschweig gefunden haben, wohnten der Veranstaltung
bei.
Hirschfelder wurde 1907 in Glatz geboren und starb 1942 im Konzentrationslager Dachau.
Zum Verhängnis wurde ihm nach Schilderung Jungs, dass er als Jugendseelsorger
der Diözese Prag in Konflikt mit den Nazis geriet. „Schließlich
ließ er sein Leben für die Menschen“, unterstrich der Geistliche.
Dennoch sei es wichtig, Farbe zu bekennen: „Man darf sich nicht beugen,
sagte der Visitator, der selbst als Neunjähriger seine Heimat verlassen musste.
Nach der Segnung sangen die alten Glatzer im aufkommenden Regen zwei Lieder - ein
ebenso ungewöhnlicher wie anrührender Moment.
Im Anschluss fand in der katholischen Kirche von Dungelbeck eine Heilige Messe statt.
Dieser Vorgang soll sich übrigens in Rom und in Münster wiederholen, sobald
Hirschfelder selig gesprochen wurde. Zum Abschluss der gestrigen Feier zeigte Priester
Jung in Dungelbeck Dias vom Leben und Wirken des Kaplans, der im Konzentrationslager
starb.
Fotos: Bode
aus: BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG - PEINER NACHRICHTEN
vom 07.10.2000, Seiten 1 und 69
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Peiner Allgemeine Zeitung
Straße in Essinghausen nach Glatzer Widerständler
Hirschfelder benannt
Peine-Essinghausen. „Ich kann nicht anders - ich muss reden vor meinem
Gewissen: Wer der Jugend den Glauben an Christus aus dem Herzen reißt, ist
ein Verbrecher!“ Dies predigte der Kaplan der Grafschaft Glatz (Niederschlesien),
Gerhard Hirschfelder, am Tag vor seiner Verhaftung durch die Geheime Staatspolizei
im August 1941. Nach diesem Mann, der nur ein Jahr darauf im KZ Dachau verstarb,
wurde nun eine Straße in Essinghausen benannt und gestern Nachmittag durch
Franz Jung, Großdechant der Grafschaft Glatz, gesegnet. Er hoffte, dass jeder,
der diesen Straßennnamen liest, auch stehenbleibt, um zu erfahren, wer dieser
Mann war. Ein Hintergedanke, so Jung, sei sicher auch die Seligsprechung Hirschfelders
gewesen, die gerade in Rom, eingeleitet würde. Man wolle Hirschfelder als eine
Brücke zwischen Deutschen, Polen und Tschechen verehren, erklärte Hans
Taube, Vorsitzender des Glatzer Gebirgsvereins. Im Anschluss fand in der „Kirche
zum Heiligen Kreuz“ in Dungelbeck ein Gottesdienst statt, bei dem Jung einen
Lichtbildervortrag über das Leben und Sterben Gerhard Hirschfelders zeigte.
je/Kim Neumann
aus: Peiner Allgemeine Zeitung vom 07.10.2000, Seite 9
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