Grafschaft Glatz > Aktuelle Nachrichten > Rundgang durch Habelschwerdt
Aktuelle Nachrichten aus der Grafschaft Glatz
- ANZEIGE -
Ein Rundgang durch Habelschwerdt
Mit Karl-Heinz Ludwig
|
Abb. 1: Habelschwerdt
|
Abb. 2: Karl-Heinz Ludwig
|
zusammengestellt und Fotos hinzugefügt
von Gerhard Nagel
(© Fotos: Andre Rusak, Manfred Gischler, Gerhard Nagel)
Sie können eine Version zum Ausdrucken
als PDF-Datei (1,6 MB) hier kostenlos herunterladen.
|
Vorwort
Karl-Heinz Ludwig, geb. 1936 in Habelschwerdt,
ist gelernter Schriftenmaler und Schreiner. Er studierte in Detmold bei Professor
Köster Kunstmalerei und in der dortigen Fachschule Innenarchitektur.
Diesen Beruf übte er bis zu seiner Pensionierung aus.
Nach Lockerung des Grenzverkehrs knüpfte er Kontakte zu den jetzigen Bewohnern
von Habelschwerdt.
Schon 1997 machte er eine Ausstellung im Zündholzmuseum.
Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kulturgüter seiner Heimatstadt zu restaurieren
und zu erhalten und dies zunächst auf eigene Kosten.
Sein selbstloser Einsatz brachte ihm die Anerkennung der jetzigen Bewohner ein.
Am 18. September 2001 erhielt er durch den Rat der Stadt Bystrzyca Kłodzka
(Habelschwerdt) die Ehrenbürgerschaft verliehen.
|
Abb. 3: Verleihung der Ehrenbürgerschaft
|
Damit wurde sein persönlicher Einsatz zur Erhaltung des
Kulturgutes in unserer Heimatstadt gewürdigt. Ich hoffe und wünsche, dass
sein selbstloser Einsatz eines Tages auch die gebührende Anerkennung durch
die Grafschafter Gremien erfahren wird.
Der Leitspruch von Karl-Heinz Ludwig lautet:
Die Erhaltung des Kulturgutes unserer Ahnen ist Aufgabe und Verpflichtung für
jeden Vertriebenen. Nur so können wir eine Brücke der Verständigung
bauen für folgende Generationen in unserer verlorenen Heimat.
Karl-Heinz Ludwig hat sich in vorbildlicher Weise um unsere Vaterstadt verdient gemacht.
Gerhard Nagel (früher: Habelschwerdt, Mittelweg 8)
|
Abb. 4: Einweihung der Pestkapelle
|
Abb. 5: Die Wetterfahne wird aufgesetzt.
|
Die Einweihung der Pestkapelle fand am 15. September 2007 unter
großer Beteiligung der Bevölkerung und vieler hochrangiger Ehrengäste
statt.
|
Abb. 6: Karl-Heinz Ludwig verliest die Urkunde.
|
Karl-Heinz Ludwig verlas die Urkunde, die er verfasst hat, und
die in der vergoldeten Kugel hinterlegt wurde.
|
Ein Rundgang durch Habelschwerdt
Liebe Habelschwerdter!
Mit einem Rundgang durch unsere Heimatstadt möchte ich euch an den Stellen
vorbeiführen, wo ich Renovierungen angefangen oder bereits beendet habe.
Fangen wir am Hospitalplatz an. Hier steht an der Brücke über die Weistritz
der hl. Johannes Nepomuk. Eine Figur mit eleganter barocker Drehung. Eine wohl der
schönsten Abbildungen dieses Heiligen, geschaffen 1704 von Franziskus Carolus
Veit.
|
Abb. 7: Hl. Johannes Nepomuk
|
Es war kurz nach dem Hochwasser 1997, wo mich dieses Meisterwerk
mitleidig ansah. Zwei Sterne waren noch von dem ganzen Kranz übrig geblieben,
die Figur mit Ofensilberbronze und Heizkörperlack gestrichen, keine Laterne,
keine Blumenkästen, ein reparaturbedürftiges Gitter, so war der Zustand.
Nun öffneten sich mir unerwartet Tore. Nach Rücksprache mit dem Kulturbüro
im Rathaus und der Genehmigung der Konservatorin Obelinda vom Amt für Denkmalspflege
in Waldenburg konnte ich beginnen. Vier Jahre lang opferte ich meine Ferien und arbeitete.
Je mehr von dem Erfolg zu sehen war, umso mehr halfen die umliegenden Bewohner mir
mit Leitern, Strom und Wasser aus. Der Kontakt und die Freude waren zu spüren.
Seit 2001 erstrahlt das Denkmal wieder in seiner alten Schönheit und der hl.
Nepomuk hat auch die schon zu deutschen Zeiten fehlende Märtyrerpalme erhalten.
Zwei schöne Begebenheiten: Bei der Einweihungsfeier kam eine sehr alte Frau
zu mir und sagte, sie wäre nicht reich und hätte nicht viel, aber sie
gehe jetzt zur Messe und würde für mich beten, „denn Sie sind ein
guter Mensch.“
Am Anfang meiner Arbeit kam ein Mann, der täglich etwas zu viel hinter die
Binde gießt, zu mir und fragte, was ich da mache. Ich antwortete: „Ich
restauriere“, und er sagte: „Wir Polen haben viele gute Restauratoren!“
Ich suchte mein geringes Wissen an polnischer Sprache zusammen und antwortete:
„Aber sie tun nichts!“ Dieser Mann kam bei der Einweihungsfeier zu
mir, reichte mir die Hand und entschuldigte sich.
Frau Klein muss ich noch erwähnen. Ganz in der Nähe hat sie ihre Drogerie.
Sie liebt Blumen über alles. Jedes Jahr bepflanzt sie mit schönen Blumen
die Kästen beim hl. Nepomuk. Auch sorgt sie für immer neue Kerzen in der
Laterne. Und noch eine Freude: Die neue Bürgermeisterin Renata Surma versicherte
mir, dass die hässliche Busstation noch im kommenden Jahr verlegt wird!
Wir müssen weiter, über die Weistritzbrücke Richtung Stadtberg. Das
alte Kopfsteinpflaster kommt uns allen bestimmt noch sehr vertraut vor, und ich
muss eingestehen, dass ich diesen Weg auch oft mit meinen Großeltern entlang
spaziert bin.
|
Abb. 8: Willmannsturm
|
Unter dem Willmannsturm beschäftigen mich immer noch die
gleichen Fragen, die mich schon als 8-10-Jährigen beschäftigt haben. Wie
verriegelte man technisch mit dem Falltor den Stadtbergturm? Das Denken wird unwillkürlich
in das Mittelalter verlegt. Jetzt sehe ich, wie Flaschenzüge und Winden das
Tor in Bewegung setzen und den Turm verriegeln. Der Türmer Willmann hätte
bestimmt noch bessere Auskünfte. Wir gehen weiter. Vor unseren Augen öffnet
sich der Blick zum Ring. Stolz erhebt sich der Rathausturm. Unschwer erkennt ein
Stilkundiger die Einflüsse Friedrich Schinkels im 19. Jahrhundert.
|
Abb. 9: Rathaus
|
Der Rathausbau bestätigt das mit seinem schlichten
Neorenaissancegebäude. Ein wohltuendes Gemisch von Stadthäusern
aus verschiedenen Geschichtsepochen umsäumt den rechteckigen Marktplatz.
Das Auge verliert sich. Doch an der Dreifaltigkeitssäule fängt es sich
wieder. 1736 wurde dieses Prunkstück von Anton Jörg geschaffen, ein Bildhauer
des Barock, der auch mit Studien Italienischer Meister vertraut sein musste. Die
Mimiken seiner Figuren drücken dies in feiner Meisterleistung aus. Ein gleichschenkeliges
Dreieck bildet das Fundament. Fast zehn Meter ragt dieses Kunstwerk in die Höhe.
Auf der ersten Stufe stehen die drei von der Stadt verehrten Heiligen: Sankt Florian,
Sankt Franziskus Xaverius und Johannes Nepomuk.
|
Abb. 10: Dreifaltigkeitssäule
|
Um einen Meter erhöht in der Hauptansicht der heilige Michael,
kämpfend mit dem Drachen, Patron der Stadtpfarrkirche. Die zweite Podestreihe
trägt die Heiligen: Josef, Sankt Anna und Joachim, Bezug nehmend auf die über
dem hl. Michael schwebende Maria Immakulata mit der Weltkugel. Ein Aufsatz mit doppelt
getürmten Voluten trägt als Krönung die Heilige Dreifaltigkeit, Gottvater
mit Zepter und Weltkugel, Jesus, als Lamm Gottes mit Auferstehungsfahne dargestellt,
und der Heilige Geist als Taube mit Strahlen, die seine Gnaden ausgießen.
Die Seitenansichten zeigen zum einen das Wappen des Stifters Senator Caspar Rudolph
Kleinwächter und zum anderen das Stadtwappen der Stadt Habelschwerdt. Ein Kunstwerk
das seines Gleichen sucht und den Betrachter in Staunen versetzt. Die Dreifaltigkeitssäule
wurde 2001 von der Stadtverwaltung zur Restaurierung an zwei Firmen aus Kłodzko
(Glatz) vergeben. Diese Firmen haben die Reinigung und die Vergoldung solide ausgeführt.
Doch genau und präzise wurde nicht gearbeitet. Die fehlenden Attribute sind
auch nicht mehr aufgetaucht, obwohl ich diese vier Jahre lang im Rathaus angemahnt
habe. Von 2004 bis 2007 habe ich folgende Teile rekonstruiert: das Dreieck im Strahlenkranz
und das Zepter von Gottvater, zwei Heiligenscheine für Josef und Joachim, Spitze
und Fahnenstange des heiligen Florian sowie das Schwert des heiligen Michael.
|
Abb. 11: Detail der Dreifaltigkeitssäule
|
Ausgebessert und verlängert habe ich den Sternenkranz vom
heiligen Nepomuk. Alle Teile sind aus den entsprechenden Metallen verzinkt und neu
vergoldet. Das Prachtwerk von Anton Jörg erstrahlt komplettiert in alter Schönheit.
|
Abb. 12: Hl. Nepomuk
|
Zwei schöne Begebenheiten, die sich mit der Säule verknüpfen, möchte
ich noch erzählen. Die eine, es war bei der vorletzten Montage, die letzten
Utensilien waren ausgepackt, als ein Streifenwagen der Polizei vorgefahren kam.
Zwei Polizisten stiegen aus, fragten, was ich hier mache und ob ich eine Legitimation
hätte. Ich suchte noch nach meinen polnischen Antworten, als sich immer mehr
Leute um uns scharten, die mich verteidigten und die Polizisten von meinem Tun
überzeugten. Mit einem Dank an die Gesetzeshüter, die ja ihre Pflicht
getan hatten, endete dieser kleine Disput.
Die zweite: Zu der letzten Arbeit, nämlich der Montage des neuen Schwertes
für den hl. Michael, war die Bürgermeisterin Renata Surma mit einer
Abordnung der Stadträte gekommen.
|
Abb. 13: Überreichung des Schwertes
|
Ich überreichte ihr symbolisch das Schwert mit den Worten:
Sie möge die Stadt gegen alles Unheil verteidigen, gegen die Arbeitslosigkeit, die Abwanderung
der gescheiten Menschen und Schüler sowie die Wirtschaftsabnahme, auch noch
zum Schluss gegen die Machenschaften der Stadt Kłodzko (Glatz), durch die
die Stadt Bystrzyca Kłodzka (Habelschwerdt) ihre Kreisstadtrechte verloren
hat. Mit einem herzlichen Dank und einem gemeinsamen Kaffee endete die kleine Feier.
|
Abb. 14: Detail der Dreifaltigkeitssäule
|
Wir verlassen den Ring.
Unser Weg führt die Glatzer Straße, heute ulica Okrzei, entlang, vorbei
am Glatzer Torturm bis zum Hotel Grüner Baum. Wir biegen rechts in die Schwenkgasse,
links den Trampelpfad entlang an den Gärten über einen unbeschrankten
Bahnübergang und lassen uns beim Überqueren nicht erwischen. Von weitem
sehen wir schon die Wiesenmadonna zwischen zwei riesengroßen Linden. Diese
Wiesen gehörten früher zum Rauchhof.
Die Madonna ist wiederum ein schönes Beispiel Schlesischen Barocks.
1998 fand ich ein Schreckensbild vor. Das Haupt des Jesuskindes war abgeschlagen
und fehlte, desgleichen drei kleine Engelköpfe, alles durch Vandalen
mutwillig zerstört. In meinem Fotoalbum fand ich eine Fotografie. Ich war
gerade ein Jahr, als mich mein Vater zusammen mit meinem Bruder abgelichtet
hat. Eine Vorlage also war gefunden. Noch im gleichen Jahr modellierte ich die
fehlenden Köpfe aus Ton, dabei war ich darauf bedacht, dass die Engel auch
lächelten, denn sie sollten sich doch freuen, dass sie wieder Köpfe haben.
Das Jesuskind hat zwar einen sehr majestätischen Blick, aber ich bin überzeugt,
dass das zu dem Gesamteindruck der Figur passt.
|
Abb. 15: Wiesenmadonna
|
Ein vom Denkmalsamt empfohlener Steinmetz hat mir die Köpfe
für 1.000,- DM hergestellt. Doch leider zu groß, sie mussten noch
einmal für 400,- DM von einem Steinmetz aus Mittelwalde überarbeitet
werden, aber jetzt passen und lächeln sie. In meiner Akribie habe ich die Köpfe
noch einmal abgenommen, neu und gut verankert und den Hals vom Jesuskind um 2 cm
gekürzt, weil es so anatomisch richtiger ist. Bei dieser Aktion brauchte ich
auch Strom. Hilfreiche Menschen halfen mir und verlegten 350 m Kabel vom nahe
gelegenen Klärwerk bis zur Wiesenmadonna. Für die Bemalung, Vergoldung
sowie Krone und Zepter wird es wohl noch zwei oder drei Jahre dauern, denn auch
die Finanzierung muss gesichert sein.
|
Abb. 16: Restaurierung des Fundaments
|
Wir begeben uns auf dem gleichen Weg zurück zur Glatzer
Straße. Richtung Krankenhaus Maria Hilf. Die Namen, die mir dabei einfallen
sind: Schwenk, Klose, Kipris, Goldene Krone, mein Elternhaus, Zigarrenhaus Ludwig,
Weiser, Tilpe, Tilk, Wolfschmiede, Kolbe und das Gesellenhaus Hirschberg. Vor dem
Krankenhaus steht die Mariensäule, ein Barockmonument von 1710. Auf einer Mauer
mit einer mittig angeordneten Sandsteinkonsole und einer korinthischen Säule
steht die Gottesmutter, die das Jesuskind trägt. Die Gottesmutter ist als
apokalyptische Frau dargestellt, sie trägt den Kranz mit den 12 Sternen,
mit Zepter und Krone, den Mond zu Füssen, von Engeln umgeben.
Die Figur und das Kapitell sind meisterlich gehauen. Auch bei dieser Skulptur sind
italienische Einflüsse erkennbar. Die Frisur Mariens zeigt das eindeutig. Diese
schöne Säule drohte umzufallen. Das Fundament war nur noch zur Hälfte
intakt. Der Mauerbestand war zu einem Drittel marode und die Verfugung war durch
Witterung und Umweltverschmutzung total verschwunden. Ebenso waren die Vergoldungen
von Zepter, Sternenkranz und Engelsflügeln vom Zahn der Zeit abgefressen.
Zepter und Sternenkranz wollte ich mit nach Haus nehmen, wusste aber die Schwierigkeit,
dass man derartige Dinge nicht ausführen darf.
|
Abb. 17: Kapitell
|
Ich ging deshalb zu Bürgermeister Krynicki und trug mein
Anliegen vor und bekam die Antwort „Nehmen Sie die Sachen mit, ich habe nichts
gesehen“, griff zum Telefon und bestellte bei der Feuerwehr die Hebebühne
für die Demontage. Nach Abstützung und Einrüstung der Säule
konnte begonnen werden. Dazu hatte ich mir einen guten Maurer und einen Handlanger
besorgt. Knapp drei Wochen dauerten die Reparaturen und eine Woche die Verfugungsarbeiten.
Der rechte Abdeckstein musste auch erneuert werden, denn dieser Stein war bei einem
Autounfall schwer beschädigt worden. Bei einem großen Steinmetzbetrieb,
hinter Frankenstein, wurde der Abdeckstein besorgt und 2006, einen Tag vor meinem
Geburtstag, montierten wir den Stein. Das war auch der Schluss der Renovierung der
Mariensäule. Nun erstrahlt, frisch vergoldet, die Mariensäule wieder im
alten Glanz.
|
Abb. 18: Restaurierte Madonna
|
Machen wir schnell noch einen kleinen Abstecher zum heutigen Schulzentrum, der damaligen Hermann-Stehr-Aufbauschule. Am Ende der ul. Sempolowskiej / Seminarstraße wird der Eingang zum Schulgelände mit zwei Säulen und einem großen Tor gekennzeichnet. Diese Säulen wurden durch Stehlampen gekrönt, die den Eingangsbereich beleuchteten. Die Lampen wurden in den 39er Jahren von dem Kunstschmied Paul Wolf aus der „Wolfschmiede“ in der Glatzer Str. angefertigt. In den 80er Jahren mußten sie entfernt werden, der Rost und der Zahn der Zeit hatte ihnen zu sehr zugesetzt.
|
Abb. 31: Lampen im Eingangsbereich
|
Eine Einladung des Schulzentrums im Jahr 2011 an die ehemaligen Habelschwerdter wurde als Anlaß genommen, Replike der Lampen anzufertigen und als Geschenk zu überbringen.
Nach einem alten Foto wurden von Heribert Wolf, dem Sohn von Paul Wolf, und mir eine Zeichnung angefertigt, und die Lampen von dem Schlosser Ferenc angefertigt. Seit September schmücken sie nun wieder den Eingangsbereich zum Schulgelände.
|
Abb. 32: Eine Replik der Lampen
|
Nun wieder zurück zum Krankenhaus. Auf der anderen Straßenseite,
liegt der alte Friedhof, 1850 von der Stadt Habelschwerdt angelegt. Das Hauptkreuz,
eine Stiftung aus den Jahre 1853, wurde eine Renovierungsarbeit von 2002 bis 2004.
Mit einem Studenten reinigte ich drei Wochen lang das ca. sieben Meter hohe Kreuz.
Die Inschrifttafel, die mit Bitumen und Teer total zugeschmiert war, brauchte allein
eine Säuberungszeit von vierzehn Tagen. Das Fundament und die Verfugung reparierte,
nach meinen Angaben, mein bewährter Maurermeister Jerzy Przybylski. Um das
Fundament verlegten wir beide eine 50 cm breite Pflasterung mit Porphyrsteinen.
Diese Steine stiftete der Chef einer Baustoffhandlung aus der Langenauer Straße.
Das trug sich so zu: Neben dieser Baustoffhandlung ist ein Materialiendepot vom
städtischen Bauhof. Dort lagerten bereits die Materialien für das Grab von
Hermann Stehr. Bei einer Vergewisserung der lagernden Grabsteine entdeckte ich die
Pflastersteine der Baustoffhandlung. Mein Freund Andreas Rusak warnte mich vor dem
Baustoffhändler, er sei unfreundlich und würde bestimmt nichts hergeben.
Doch ich nahm darauf keine Rücksicht. Mit einer Bitte auf Polnisch und einer
Erklärung über meinen Bedarf in der Landessprache, hatte ich Erfolg. Nach
einem Stiftungsschreiben für das Finanzamt, das ich gerne unterschrieben habe,
bekam ich die Pflastersteine, so viel ich brauchte, geschenkt. Gott hatte mal wieder
geholfen. Das Kreuz, aus einer Art Terrazzo hergestellt, wurde nach der Reinigung
mit einem Konservierungsmittel imprägniert. Der Christuskörper und die
INRI-Fahne wurden gründlich gereinigt und zwei Mal mit Hammeritefarbe grundiert.
Ein Jahr später erfolgte die Ölvergoldung. Das war, an Umfang, die
größte Vergoldung in meinem Leben. Auch das Gitter wurde repariert. Zwei
abgebrochene Teile, die ich verstreut in der Umgebung des Kreuzes gefunden hatte,
und die ich mindestens fünf Jahre in meinem Auto mit herumgefahren habe, mussten
wieder angeschweißt werden. Danach bekamen das Gitter und auch die Basis vom
Kreuz wieder die richtigen Farben. Zweimal war Weihung des Kreuzes: 2003 durch
Großdechant Prälat Jung bei der Einweihung des Lapidariums und 150-jähriges
Bestehen der Stiftung des Hauptkreuzes.
|
Abb. 19: Hauptkreuz auf dem alten Friedhof
|
Und im Juli 2004 nach der Fertigstellung der Vergoldung von einem
Kaplan der Stadtpfarrkirche. Eine honorige Gesellschaft war dabei zugegen:
Bürgermeister Krynicki und sein Vorgänger Kaminski, eine Gemeinsamkeit,
die es bis dato noch nicht gegeben hatte. Acht Lehrer und Studienräte vom
Gymnasium und eine ganze Oberklasse sowie alle meine Freunde und Mithelfer waren
dabei. Für mich aber ist es die größte Freude, dass an Allerheiligen
die ganzen Unterstufen vom Kreuz von der polnischen Bevölkerung mit Ampeln
geschmückt werden, und dies dürften einige Hundert sein.
|
Abb. 20: Restaurierungsarbeiten
|
Dass ich auch das Grab von meinem Vater instand gesetzt habe,
ist eine Selbstverständlichkeit. Dass aber mein polnischer Freund Stefan mir
dabei geholfen hat, ist keine Selbstverständlichkeit, aber für mich und
meine Familie eine große Freude.
Nachdem wir beim Lapidarium unserer toten Ahnen gedacht haben, führt unser
Weg zur Neißebrücke zur Pestkapelle. Sie ist dem hl. Franziskus Xaverius
geweiht. Das ist der Heilige, der bei der Pest um Hilfe in der großen Not
angefleht wurde. Im Jahre 1681 hat die Stadt Habelschwerdt diese Kapelle errichtet,
eine Danksagung für die Rettung der Habelschwerdter vor der wütenden Pest.
Ein Pestkranker war aus Glatz kommend an dieser Stelle tot umgefallen, dadurch wurde
die Pest nicht in die Stadt eingeschleppt. Hierin sah die Stadtverwaltung einen Fingerzeig
Gottes und baute die schöne Kapelle. 1997 wütete hier, wie in weiten Teilen
Schlesiens, das Hochwasser. Viele Menschen und Häuser wurden Opfer der Naturkatastrophe.
Auch die Pestkapelle blieb nicht davon verschont. Aus Dankbarkeit für sein
Überleben begann Marian Niebal mit seiner Familie, die Kapelle an den
Außenwänden zu sanieren und auf seine Kosten neu zu verputzen.
|
Abb. 21: Inneres der Pestkapelle
|
1998 übernahm ich nach Absprache und Genehmigung durch die
Konservatorin Barbara Obelinda vom Denkmalsamt in Wałbrzych (Waldenburg) die
Renovierungsleitung. Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass die Instandsetzung
der Kapelle so viel Zeit brauchen wird. Durch die Hilfe von Andrzej Rusak wurde der
Altar auf den städtischen Bauhof gebracht. Leider fehlten die Säulen und
das Altarbild. Mit drei Studentinnen aus Polen, Schweden und Frankreich von der
EFM-Vermittlung von Adam Jasnikinski reinigte ich den Altar von vier Farbschichten.
Nach mehreren Schleifgängen wurde die Fassung in der alten Farbe wieder ausgeführt.
Die Säulen habe ich im klassizistischen Stil rekonstruiert und von einem
Drechsler bei Dachau ausführen lassen. Einen schönen Betrag dafür
spendete Georg Heinze aus Altwaltersdorf. Die Fassungs- und Vergoldungsarbeiten
nahm ich bei mir zu Hause vor. Vier Leuchter, die zu dem Einrichtungsstil passten,
konnte ich in München beschaffen. Auch sie mussten neu vergoldet werden.
Das Altarbild hat seine eigene Geschichte. Ich hatte schon einen neuen Entwurf
für ein Altarbild. Auch die Genehmigung vom Amt für Denkmalspflege war
da. Da passierte folgendes: Am 20.08.2002, meinem Abreisetag, wollte ich mich bei
Dr. Sikorski verabschieden. Dr. Sikorski war furchtbar aufgeregt. Er hatte
den Schlüssel zu einem Blechschrank verloren und er musste unbedingt an den
Tresor, der in diesem Schrank war. Ich beruhigte ihn und versicherte meine Hilfe.
Bei dieser Aktion brauchten wir auch Werkzeug, das wir in einigen vollgestellten
Abstellkammern zusammensuchten. In einem dieser Refugien sah ich das alte Bild aus
der Pestkapelle. Nach Öffnung des Blechschrankes bat ich Dr. Sikorski
um dieses Bild. Nach Rücksprache mit dem Bürgermeister Kaminski bekam
ich von dem Bild einen Foto- und einen Diafilm von Dr. Sikorski, der von dem
Bild gemacht wurde. Nun hatte ich die Unterlagen für eine Kopie. Noch im selben
Jahr erstellte ich die Kopie. Dem Großdechanten Prälat Jung erzählte
ich diese Begebenheit, und er bot mir seine Mithilfe an. Mit einem Scheck unterstützte
er meine Arbeit an seinem Namenspatron. Hatte nicht auch hier mich Gottes Hilfe in
diese Abstellkammer geschickt? Ich glaube jedenfalls daran.
|
Abb. 22: Restaurierung des Altars
|
An der Kapelle wurden folgende Arbeiten vorgenommen: Zunächst
trug ich mit einem Malergesellen die sieben Farbschichten ab. Die erste Ausmalung
sollte in ihrer Ursprünglichkeit so gut wie möglich wieder hergestellt
werden. In den vier Seitennischen fand ich vier freskenartige Wandbilder, die die
Heiligen Michael, Josef mit Jesuskind, St. Anna und die Muttergottes mit Jesuskind
darstellen. Teilweise sind auch die dazu gehörigen Schriftbänder erhalten.
Auch ein Schriftzeichen des Maurers, der den Feinputz für diese Bilder ausgeführt
hat, blieb erhalten. So wissen wir, dass die Ausmalung der Heiligenbilder im Jahre
1698 vorgenommen wurde. Diese Eintragung lautet „1698 n HCT“, wobei
zwischen der Jahreszahl und den drei Buchstaben ein kleines Quadrat mit einem Punkt
in der Mitte eingeritzt ist. Die Eingangsstufe von der Kapelle musste aus gewechselt
werden. Sie war ausgetreten und hatte einen breiten Riss. Auf dem alten Friedhof
stolperte ich über solch einen Stein mit haargenau diesen Maßen. Das
gleiche wiederholte sich auch bei einem Stein für die Mariensäule beim
Krankenhaus. Der Fußboden der Kapelle wurde von mir ganz herausgeschlagen.
Auch 20 cm Schotter wurden beseitigt. Der Innenputz musste auch bis in eine
Höhe von 1,50 m abgetragen werden, denn das Hochwasser hatte ihn bis in
diese Höhe total zerstört. Die Materialien für Beton und Verputzung
stiftete wieder die Firma Niebal. Für den Fußboden stiftete die Heimatgruppe
Habelschwerdt die Sandsteine mit der Abmessung 25 × 25 × 3 cm
von dem Steinmetzbetrieb in Frankenstein. Noch eine Schwierigkeit kam dazwischen:
Ein Eschenbaum (Wildwuchs) musste beseitigt werden, die Wurzeln hatten sich schon
in das Fundament und Fußboden eingeschlichen. Es gab hier keine Wahl, der
Baum gehörte abgeholzt, eine Schwierigkeit, die ich mit dem zuständigen
Bezirksoberforstmeister ausgekämpft habe. Die Feuerwehr von Bystrzyca Kłodzka
legte den Baum um.
|
Abb. 23: Pestkapelle
|
Dreimal hat mein Handlanger das Dach mit Zinkal-Farbe gestrichen,
die Farbe spendierte die Stadt. Die Außenwände strich ich mit Keimscher
Mineralfarbe, die ich in München besorgt hatte. Der Dachabschluss, eine kleine
Verzierung in Form einer Zwiebel, war auch so defekt, dass er erneuert werden musste.
Ein Berufschullehrer war bereit, dies zu machen, nachdem ich Zinkblech und Lot besorgt
hatte und es ihm zur Verfügung stellte. Die Wetterfahne war in ihrer Rekonstruktion
eine schwierige Geburt. Nirgends war mehr eine Abbildung oder ein Foto zu bekommen.
Klaus Felix Neugebauer und Iwona Mokrzanowska, die ehemalige Direktorin vom Zündholzmuseum,
stellten mir je eine Fotoablichtung zur Verfügung, mit denen ich ein klein
wenig anfangen konnte. Diese Zeichnung übergab ich Jan Kobryn mit der Bitte,
einen Schlosser zu besorgen, der die Ausführung gewissenhaft durchführen
kann.
Das hat Jan Kobryn auch gemacht. Mit Spenden von ihm und seiner Verwandtschaft sowie
von seinen Freunden und Bekannten hat er auch die Kosten dafür übernommen.
Die Vergoldung und die Farbgebung waren wiederum meine Arbeit. Am 14. September 2007
wurde die Kugel mit Wetterfahne von der Stadtfeuerwehr Bystrzyca Kłodzka mit
vielen kleinen Schwierigkeiten aufgesetzt. Zuvor wurden Dokumente und Münzen
in einer Flasche in der Kugel untergebracht. Alle Stifter und Gönner waren in
den Schriftstücken aufgeführt. Zeitgleich mit dem Stadtfest am 15. September 2007
wurde um 12 Uhr mit großer Festlichkeit die Einweihung der Kapelle vollzogen.
Der Stadtprälat Stefan Smoter begrüßte alle Anwesenden, und mit
Segenswünschen und Gebeten weihte er die Kapelle ein. Viele Ehrengäste
säumten den Kreis, unter ihnen die erste Bürgermeisterin Renata Surma,
die zweite Bürgermeisterin Beata Hucalok, die vorherigen Bürgermeister
Krynicki und Kaminski, der Landrat aus Glatz, die Bürgermeister der Patenstädte
aus Tschechien und Italien, sowie eine Abordnung des Ministeriums aus Breslau. Eine
große Folkloregruppe aus Grafenort schmückte mit festlichem Gesang die
Feier aus. Alle Spender und Gönner, Helfer und Mitwirkenden waren zu dieser
Festveranstaltung gekommen. Am 3. Dezember sind wiederum eine Abordnung der
Stadt mit Prälat Smoter und etwa 50 Leuten zur Pestkapelle gepilgert und
haben beim hl. Franziskus Xaverius gebetet und gesungen.
Nun wird es Zeit, dass wir weiter marschieren.
|
Abb. 24: Habelkapelle
|
Wir nehmen den Weg hinter dem Habelvorwerk zum Florianberg und
kommen an dem kleinen Steinbruch vorbei, der früher den Schützen vom
Schützenverein diente. Auch als Freilichtbühne wurde dieser Platz benutzt
und in den Jahren 1925-1930 diente er dem Habelschwerdter Theaterverein. Mit einer
Aufführung von Wilhelm Tell wurde diese Gruppe sehr bekannt. Nach etwa 200 Metern
sind wir bei der Habelkappelle angelangt. Sie war leider sehr dem Verfall preisgegeben
und fand in Adam Kasza einen ehrenvollen Retter. Mit hoch zu lobender Akribie setzte
er der Kapelle ein neues Dach auf, schlug die alte Putzschicht ab und verputzte
nach altem Vorbild die Kapelle neu. Tür und Fenster sind eine Stiftung des
Habelschwerdter Verschönerungsvereins. Der Innenputz war mit dem Denkmalschutz
und mir abgesprochen und von Adam Kasza in gekonnter Arbeit ausgeführt worden.
Der Fußboden, die Stufen und der Altar werden wiederum von meinem bewährten
Maurer Jerzy Przybylski ausgeführt und von mir finanziert. Die Wandbemalung
wird im Zuge der Renovierung rekonstruiert. Später sollen zwei Barockengel
und eine geschnitzte Immaculata das Gemälde mit der Krönung Mariens ergänzen.
Leuchter sind bereits gekauft und müssen nur noch vergoldet werden. So entsteht
auch hier wieder ein würdiger Ort des Gebetes, den unsere Vorfahren gehegt
und gepflegt haben und der heute den dortigen Menschen zur Andacht dient.
Etwa zwanzig Schritt in Richtung Floriankapelle führt ein kleiner Trampelpfad
bergab zu dem damaligen Gasthaus Jussek. Etwa auf halber Wegstrecke liegt die
Lourdesgrotte, eine Andachtsstätte, die in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts errichtet wurde. Die Renovierung hatte ich im Jahr 2001 und
2002 vorgenommen. Die Figuren sind neu und doch alt. Es handelt sich um die gleichen
Abgüsse wie die Vorgängerskulpturen. Bei der Maierischen Kunstanstalt in
München wurde ich fündig. In einer alten Scheune bei München waren
noch ein paar alte, unbemalte Abgüsse aus der gleichen Serie ausgelagert und
ich konnte davon die beiden benötigten Figuren erwerben. Bemalung und Vergoldung
nahm ich bei mir zuhause vor. Im Jahr 2001 entrostete ich das komplette Gitter mitsamt
der Tür, strich es mehrfach und vergoldete die Spitzen.
Ein Steinmetz hat auch in meinem Auftrag die Farbschmierereien von der Grotte entfernt.
Vor der Grotte haben zwei Freunde mit zwei Leuten von der Stadt ein Podest aus Natursteinen
gebaut und verlegt. So macht auch dieser Ort wieder einen guten und gepflegten Eindruck.
Ein Mann aus dem Altenheim im Hospital kommt oft zur Grotte um zu beten, und er
schmückt die Grotte liebevoll mit Papierblumen. Am Abend vor meinem Abreisetag
im August 2001 wanderten mein polnischer Freund Stefan Kukulski und ich zur Grotte,
um Kerzen anzuzünden, die ich für die Gitterbeleuchtung mitgebracht hatte.
Durch irgendeine Information hatten auch 20 Studenten aus Wrocław (Breslau)
sich hier eingefunden. Sie beteten mit uns. Nachdem Stefan ihnen erzählt hatte,
dass ich der Hauptausführende der Renovierung war, kam einer nach dem anderen,
reichte mir die Hand und bedankte sich bei mir für die Arbeit, die ich hier
getan hatte.
|
Abb. 25: Alter Stich vom Florianberg
|
Wir gehen nun wieder bergauf in Richtung Floriankapelle. Unser
kleiner Weg endet bei dem großen Aufstieg zum Florianberg, wo einstens das
Denkmal zur Ernennung Habelschwerdts zur Kreisstadt gesetzt worden war. Das muss
um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gewesen sein. Ein Stich von Theodor
Blätterbauer von 1860 bestätigt dieses. Heute ist nur noch das Fundament
zu erahnen.
|
Abb. 26: Floriankapelle
|
Wir verweilen einen Augenblick bei der Floriankapelle. Das Dach
ist inzwischen vom Pfarramt gestrichen worden, so dass die Substanz geschützt
ist. Die Außenwände und die Mauern sind dringend instand zu setzen und
weitere Maßnahmen müssen unbedingt erfolgen. Die hintere Tür ist
zugemauert und die Haupteingangstür ist verschlossen. In diesem Jahr 2008 war
am 5. Mai, dem Fest des heiligen Florians, ein Festzug verbunden mit einer
Eucharistiefeier zur und in die Floriankapelle gekommen. Die Kapelle war an diesem
Tag unter Bewachung zugänglich.
|
Abb. 27: Rekonstruktion des Grabes von Hermann Stehr
|
Den breiteren Weg gehen wir nun entlang zum Grab von Hermann Stehr.
Bereits im Jahr 2001 habe ich mit Genehmigung der Stadt eine schräge Grabsteinrahmung
und eine große Granitplatte vom alten Friedhof reserviert und im Stadtdepot
in der Langenauer Straße gelagert. Im Jahr 2004 versuchte ich mit Tagelöhnern
von der Stadt, die Grabstelle zu reinigen, die alten Naturbruchplatten zu säubern
und die alte Begräbnisstätte mit ihren Ausmaßen zu rekonstruieren.
Bei diesen Ausschachtungsarbeiten war durch Zufall auch Herr Gründel aus Krotenfuhl
dabei. Wir beide waren gleicher Ansicht, dass das - im Gegensatz zu allen Sagen und
Märchen - niemals ein aufgebrochenes Grab war, denn dazu wäre bei den
Schichtsteinen über dem Grab und dem verdichteten Schotter der gesamten Fläche
ein Bagger notwendig gewesen, eine Arbeit, die manuell unmöglich ist. Mit den
Leuten von der Stadt erstellte ich über dem Grab ein Betonfundament für
die erwähnte Umrahmung.
|
Abb. 28: Rekonstruktion des Grabes von Hermann Stehr
|
Die Einfassung des Areals war eine Arbeit, mit der die Leute
von der Stadt überfordert waren. Mit meinem bewährten Team und Freunden
habe ich dann alles ins richtige Lot gebracht. Sämtliche Arbeiten wurden,
wie meine polnischen Freunde sagten, mit deutscher Genauigkeit ausgeführt.
Sehr schwer war die große Granitplatte. Der Hebebagger hatte einen Motorschaden,
und so musste die Platte in Handarbeit mit Rollen, Hebeln und einer schiefen Ebene
auf die vorgefertigte Grabumrahmung aufgelegt werden. Noch heute danke ich meinen
Freunden Stefan, Janusch, Jurek, den beiden Andreas, Marek und Studienrat Roman
Dobecki dafür. Ohne sie wäre so manches Problem nicht zu lösen gewesen.
|
Abb. 29: Rekonstruktion des Grabes von Hermann Stehr
|
Ein Steinmetz aus Mittelwalde hat die Inschrift in die Granitplatte
eingemeißelt. Noch in diesem Jahr werde ich die Schrift fertig vergolden.
Der Text lautet:
Hermann Stehr
Poet und Romancier
* 16.2.1864
† 11.9.1940
Und ein Spruch von ihm:
Wer meine Werke liest,
Der erst weiß, wer ich bin.
|
Der Spruch ist in deutscher und polnischer Schrift eingehauen.
Der um das Grab gestaltete Platz ist wieder mit alten Bruchsteinen belegt, der
fehlende Rest stammt aus dem Adlergebirge. Als Abschluss hinter der Grabanlage
mauerte mein zuverlässiger Maurermeister Jerzy Przybylski eine kleine Mauer.
Die Steine stiftete Stefan Kukulski, die Abdeckplatten die Heimatgruppe Habelschwerdt.
So stehen wir heute wieder vor einem renovierten Grab von Hermann Stehr und können
in Würde im Jahr 2010 seinen 70. Todestag begehen. Bis dahin wird auch
das Bronzerelief fertig sein, das seinen markanten Kopf auf der Grabplatte zeigen
wird. Der Verschönerungsverein von Bystrzyca Klodzka hat bereits angefangen,
die Anlage vor dem Grab Hermann Stehrs instand zu setzen, und bei einer großen
Räumungskampagne im Jahr 2007 sind einige Bäume gefällt worden, so
dass die Sicht auf drei Türme von Habelschwerdt wieder gegeben ist. Auch die
große Blumenschale auf dem Rondell ist inzwischen wieder neu angefertigt worden.
Zu Weihnachten 2007 schickte ich meine Rekonstruktionszeichnungen dem
Verschönerungsverein von Bystrzyca Kłodzka als Geschenk an die Stadt.
Der Steinmetzbetrieb in Frankenstein hat den Auftrag bereits ausgeführt. Für
diese hohen Ausgaben bittet der Verschönerungsverein euch um Spenden. Im August
dieses Jahres soll die Blumenschale aufgestellt werden.
|
Abb. 30: Rekonstruiertes Grab von Hermann Stehr
|
Wir wandern weiter zum Bergbad. Das Bergbad ist jedes Jahr vom
1. Juni bis zum 1. September geöffnet. Jedes Jahr vor der Eröffnung,
wird auch an diesem Schwimmbad einiges repariert und auch renoviert. Ein extra
dafür ausgehobener neuer Brunnen mit einer starken Quelle sorgt für ausreichend
gutes Wasser. Nachdem wir von hier oben den schönen Blick über unsere Stadt
genossen haben, gehen wir weiter am Bergbad vorbei auf die Mittelwälder Straße.
An der Neißebrücke angekommen, baut sich vor unseren Augen das Panorama
der Stadt mit dem Malerwinkel auf. Wir sind davon berührt und freuen uns an
den Dingen, die immer noch existieren und wieder in Ordnung gebracht wurden. Alte
Erinnerungen werden wach. An der Hospitalkirche vorbei, neben den „Drei Karpfen“
die Gasse hinauf, gelangen wir auf den Kreuzberg. Hier sehen wir zur linken Seite
die kleine Kreuzerkapelle. Das ist der Abschluss unseres Rundgangs. Für die
Renovierung dieser Kapelle erbarmte sich der im Nebenhaus wohnende Stadtrat Artur
Pokora. An den Außenwänden ist die Erneuerung bereits abgeschlossen. Innen
wird noch in diesem Jahr und unter meiner Anleitung die Renovierung vorgenommen und
bis zum Jahr 2009 ist der kleine Altar mit der Figur der heiligen Rita auch fertig
instand gesetzt.
Nun hoffe ich, dass der Rundgang für euch nicht zu anstrengend war. Ich wünsche
viel Freude an den Bildern, die Hans Exner auf diesem Rundgang fotografiert hat.
|
Karl-Heinz Ludwig
im Juni 2008
mit Ergänzungen (Abb. 31+32)
von September 2011
|
Quelle: Gerhard Nagel, E-Mail: g.p.nagel (at) email.de
(V.i.S.d.P.)
|
|
|