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Aktuelle Nachrichten aus der Grafschaft Glatz

 

Kriegerdenkmal von 1829 in Glatz

für die Opfer der Kriege 1806-07 und 1813-15

Heimatforscher haben jetzt das 1829 aufgestellte Kriegerdenkmal auf dem Kreuzkirchhof in Glatz beschrieben. In den Jahren 1807 und 1813 starben in Glatz an ihren Verletzungen Königlich Preußische Offiziere, die im Dritten Napoleonischen Krieg 1806-07 und in den Befreiungskriegen 1813-15 gegen Frankreich kämpften.
Die Inschriften an der Vorderseite des Denkmals sowie die Namen und Lebensdaten der beim Denkmal begrabenen Offiziere sind online zu finden unter: extern https://wiki.genealogy.net/Glatz/Kriegerdenkmal_1807-13
Die Abbildung und die Daten stammen aus der Zeitschrift „Die Grafschaft Glatz“ des Glatzer Gebirgsvereins (Nr. 7 vom 1. Oktober 1913).

 

 

Das Kriegergrab auf dem Kreuzkirchhofe in Glatz.

Pietätvolle Erinnerung hat aus Anlaß der Jahrhundertfeier auf dem Kreuzkirchhofe [heute: Park Przyjaźni Wojsk Górskich; Park Młodzieży] in Glatz [Kłodzko] auch das Grab mit frischen Immortellen geschmückt, in dem vor hundert Jahren eine Reihe von preußischen Offizieren ihre letzte Ruhestatt gefunden haben. Es ist damals von diesem Grabe und dem Denkstein, der es schmückt, in einem Aufsatze die Rede gewesen, den die „Glatzer Zeitung“ in ihrer Nummer 14 vom 18. Februar 1913 veröffentlicht hat. Das dort Gesagte dürfte nun eine treffliche Ergänzung erfahren durch eine alte Handschrift, die uns der Zufall in den letzten Wochen in die Hände spielte.

Das Kriegergrab auf dem Kreuzkirchhofe in Glatz.
Das Kriegergrab auf dem Kreuzkirchhofe in Glatz.
Aufnahme v. Korff (Glatz).

„Das Denkmal – so heißt es in der Handschrift – ist aufgestellt worden im Jahre 1829 und durch seine Größe schon von weitem sichtbar, den ganzen Kirchhof beherrschend, scheint es würdig seinem Zweck …. der Steinbau ist mit einem kleinen Rasenviereck umgeben, unten – besonders zur Seite mit dicht buschigem Jasmin umhüllt. Auf einem 12 Zoll [≈ 31 cm] hohen Sockel, 4 Fuß 5 Zoll [≈ 138 cm] im Quadrat, steht eine an den vier Ecken abgekantete, abgekürzte 5 Fuß 11 Zoll [≈ 185 cm] hohe Pyramide, unten 4 Fuß [≈ 125 cm], oben 3 Fuß 4 Zoll [≈ 105 cm] im Viereck; auf ihr liegt eine 2¾ Zoll [≈ 7 cm] vorspringende, 3½ Zoll [≈ 9 cm] hohe Platte und auf dieser stehen vier gotische Giebelfronten, von einem 3½ Zoll [≈ 9 cm] starken Vorsprung umgeben, die oberen Grade aber bilden ein Kreuz und dieser ganze Kopf ist über der Platte noch 3 Fuß [≈ 94 cm] hoch. Auf diesem Kopfe liegt jedoch mit demselben durch große Steine verbunden eine 6 Zoll [≈ 16 cm] hohe und 2 Fuß 2 Zoll [≈ 68 cm] im Quadrat umfassende Würfelplatte und auf dieser endlich steht ein 4 Fuß 3½ Zoll [≈ 135 cm] hohes und 12 Zoll [≈ 31 cm] dickes steinernes Kreuz, in welches ein 3 Fuß 3½ Zoll [≈ 103 cm] hohes eisernes Kreuz eingelassen ist, so daß der Steinrand überall parallel und konzentrisch gleich weit vorsteht. Das eiserne Kreuz ist mit schwarzer Oelfarbe angestrichen, die erhabene Inschrift aber vergoldet, welche lautet: „Den im Jahre 1813 zu Glatz an ihren Wunden verstorbenen Königl. Preuß. Offizieren errichtet von ihren ebenfalls verwundet gewesenen Kameraden.“
Bekanntlich sind auf dem Denkstein auch die Namen der Offiziere verzeichnet, denen zu Ehren er errichtet ist. „Hier ruhen – so heißt es – im Herrn die Hauptleute von Courbière, von Dobrczikowski und die Lieutenants von Rohrscheit, von Rosenbusch, von Ledebuhr, von Linger, von W...., von Pohl.“ Der verstümmelte Name „von W.“ ist in dankenswerter Weise vom Glatzer Kriegerverein inzwischen vervollständigt worden, und zwar nach den Angaben in dem Aufsatze der „Glatzer Zeitung“ in „von Wnuck“. Aus dem aufgefundenen Manuskript geht nun zunächst hervor, daß es sich bei dem verstümmelten „v. W.“ tatsächlich um den Namen eines Leutnants August Gottlieb von Wnuck vom 1. Ostpreußischen Infanterieregiment gehandelt hat. Aber noch ein zweites geht aus der angeführten Chronik hervor. Das denkwürdige Grab birgt noch vier andere Offiziere, von denen drei im Jahre 1807, ein vierter im Jahre 1813 daselbst bestattet worden sind. Denn ein „Namentliches Verzeichnis derjenigen Offiziere, welche in den Feldzügen von 1807 und 1813/14 blessiert und im Garnisonlazarett zu Glatz an ihren Wunden gestorben sind“, enthält die besondere Anmerkung: „Sämtliche Offiziere liegen unter dem Denkmal auf dem Kreuzkirchhofe begraben.“ Das Verzeichnis aber lautet:

1807.

  1. Kapitän Friedrich Hinrich von Kölchen vom Grenadierbataillon v. Losthin, am 24. Juni 1807 beim Sturm des verschanzten Lagers vor Glatz geblieben.
  2. Leutnant Georg Friedrich Wilhelm von Rüdgijch, desgleichen.
  3. Leutnant Wilhelm von Falkowsky von der Feldjägerkompagnie des Leutnants von Ehrenberg, gestorben am 12. Oktober 1807 an der am 24. Juni 1807 beim Sturm des Lagers erhaltenen schweren Kopfwunde.

1813.

  1. Kapitän Karl Gottlieb von Dobrczikowski vom 3. Bataillon des 1. Westpr. Infanterieregiments, starb am 19. Juni 1813 an seinen Kopfwunden (Schuß am oberen Kinnbacken) und Blutsturz.
  2. Kapitän Louis Henri de L’homme de Courbière vom 1. Westpr. Grenadierbataillon, starb am 27. Mai 1813 an einem Schuß durchs Kniegelenk.
  3. Leutnant Ernst Heinrich von Ledebuhr vom 1. Garderegiment zu Fuß, starb am 29. Mai 1813 an einer Schußwunde im Halse und Nervenfieber [Typhus].
  4. Leutnant Ernst von Rohrscheit vom 2. Schlesischen Infanterieregiment starb am 14. Juni 1813 an einer Schußwunde im rechten Oberschenkel.
  5. Leutnant Georg Friedrich von Rosenbusch vom Leibinfanterieregiment, starb am 21. Juni 1813 an einem Schuß durch den rechten Oberschenkel und Schwindsucht [Tuberkulose].
  6. Leutnant Karl Wilhelm Peter Anton von Linger vom Leibinfanterieregiment, starb am 2. Juni 1813 an seinen Wunden.
  7. Leutnant August Gottlieb von Wnuck vom Füsilierbataillon des 1. Westpr. Infanterieregiments, starb am 19. Juni 1813 an einem Schuß durch den rechten Oberschenkel und Nervenfieber [Typhus].
  8. Leutnant Karl von Bohl vom 2. Leibhusarenregiment, starb am 18. Juni 1813 an einem Schuß durch den Arm.
  9. Leutnant Kranich vom Strehlizer Landwehrbataillon, vormals 16. später 22. Landwehrregiment, starb am 15. August 1813 am Nervenfieber [Typhus].

Wie es nun gekommen ist, daß die Namen der toten Offiziere aus dem Jahre 1807 und der Name des Leutnants Kranich auf dem Denkmal fehlen, dürfte sich ohne Schwierigkeit dadurch erklären, daß das Grabmal erst im Jahre 1829 errichtet worden ist, und zwar aus Mitteln, die von preußischen Offizieren aufgebracht wurden, die nah den ersten feindlichen Zusammenstößen im Jahre 1813 in dem großen Lazarett zu Glatz im früheren Jesuitenkollegium [Kolegium jezuickie; heute: I Liceum Ogólnokształcące im. Bolesława Chrobrego] wundkrank darniederlagen und ein Jahrzehnt noch nach ihrer Wiedergenesung das Andenken der an ihrer Seite verstorbenen Kameraden in Ehren halten wollten. Man hat gesagt: Wer für das Vaterland stirbt, der stirbt nie. Niemals vielleicht noch ist es wahrer geworden dieses Wort, als in unseren Tagen, da wir pietätvoll die Gräber der Helden aus der großen Zeit vor hundert Jahren schmückten. Möchten diese Zeilen dazu beitragen, daß auch das Andenken der im Jahre 1807 gefallenen Offiziere, deren Namen bis jetzt auf bronzener Tafel noch nicht verzeichnet sind, stets unter uns lebendig bleibe.

Quelle: „Die Grafschaft Glatz. Illustrierte Zeitschrift des Glatzer Gebirgsvereins.“ Ausgabe Nr. 7. 1. Oktober 1913. S. 95-96

Preußische Längenmaße (1693–1872):
1 Fuß = 12 Zoll = 31,385 cm
1 Zoll = 12 Linien ≈ 26,15 mm
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Maße_und_Gewichte_(Preußen)

Ungefähre Maße des Denkmals
Ungefähre Maße des Denkmals

Transkription und Bemerkungen: Christian Drescher

 

Ehem. Kreuzkirchhof, Hauptallee im Park der Jugend
Ehem. Kreuzkirchhof, Hauptallee im Park der Jugend (Foto vom 05.08.2013)
Główna alejka obecnego parku, zdjęcie od ul. T. Kościuszki. 05 sierpnia 2013 r.
Quelle: Stan auf polska-org.pl (https://polska-org.pl/4023792,foto.html)

 

„Die Grafschaft Glatz“. Nr. 7 von 1913, S. 95

„Die Grafschaft Glatz“. Nr. 7 von 1913, S. 95

 

 

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© 2023 by Dipl.-Ing. Christian Drescher, Wendeburg
Erste Version vom 21.07.2023, letzte Aktualisierung am 21.07.2023.