Aktuelle Nachrichten aus der Grafschaft Glatz

Seltenes Panoramabild von Bad Landeck
in der Grafiksammlung von Haus Schlesien

Das Haus Schlesien erhielt im Sommer 2022 ein seltenes, handgemaltes Panoramabild von Bad Landeck, das vom Maler Josef Ruep in München nach 1936 gefertigt wurde.

Panorama von Bad Landeck, Aquarellzeichnung von Josef Ruep, nach 1936
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Über den Maler Josef Ruep, der seit 1915 in München eine „geographische Werkstatt“ betrieb, ist nur wenig bekannt. Er wurde 1886 in Isny im Allgäu geboren und verstarb 1940 in Hindelang. Er studierte in Kempten und München, begann als Zeichner und Maler mit klassischen Ansichten bayerischer Städte und Sehenswürdigkeiten, er illustrierte Bücher, Reiseführer und Prospekte. Ruep erkannte früh eine Nachfrage nach Ansichten und Landkarten, die sich besonders als Relief- oder Vogelschaupanoramen, vor allem für touristische Übersichtszwecke eigneten. Seine Reliefkarten fanden so als Illustrationen in Reiseführern und Tourismusbroschüren ebenso Verwendung wie als Stadtpläne. Auftraggeber waren demzufolge häufig Gemeinden, Fremdenverkehrsverbände oder Stadtverwaltungen. Der Erfolg seiner Zeichnungen gab ihm recht, sein Renommee war ausgezeichnet und keineswegs auf Deutschland beschränkt. Nach Rueps Tod übernahm sein Schwager Hans Wolf, der schon seit längerem im Atelier mitgearbeitet hatte, die Firma. Er führte sie bis zum Ende der 1950er Jahre weiter, danach gab er den Betrieb auf.
Ein Panorama zeigt im Sinne eines Relief- oder Vogelschaubildes eine Landschaft/Stadt aus einer gewissen Höhe. Trotz technischer Hilfsmittel (Flugzeug, Luftaufnahme) war die Fertigung eines Panoramas wegen der wechselnden Maßstabsverhältnisse im Bild sehr schwierig (Kavalierperspektive). Für ein solches Bild musste manchmal eine Arbeitsdauer von mehreren Monaten veranschlagt werden. Das Panorama gestattet eine vorzügliche geografische Orientierung in der Landschaft. Es veranschaulicht dem Betrachter des vorliegenden Bildes eindrucksvoll das Landecker Umfeld im Kreis der benachbarten Berge.
Ruep erstellte für seine Panoramabilder zunächst Skizzen auf relativ großem Transparentpapier, anschließend mehr oder weniger ausgearbeitete Bleistiftzeichnungen. Daraus erarbeitete er das eigentliche Aquarell, das noch mit Deckfarben überarbeitet wurde.
Erst zum Schluss trug er eine Beschriftung in die Zeichnung ein. Das Bild von Bad Landeck hat die Maße 70 × 99 cm; es trägt links unten die Signatur „F Ruep / Wolf“.
Das Panoramabild zeigt den südlichen Blick auf Bad und Stadt Landeck vom nördlich gelegenen Kreuzberg. Die Darstellung der Bebauung hält Ruep mit großer Präzision und Feinheit fest. Alle Häuser und Straßen sind gewissenhaft eingetragen. Das Siedlungsbild reicht rechts vom Rathaus auf dem Ring, mittig in den Kurbereich der Bäder, links bis zum neuen Schwimmbad im Leuthener Tal und im südlichen Hintergrund bis zum Park Waldtempel. Der bergige Hintergrund ist bestimmt rechts durch die Bismarckkoppe, Eulenberg und Großer Schneeberg mit Turm sowie links durch Ringelstein, Dreiecker und Rösselkoppe.
Das Landecker Panorama ist sorgfältig auf Leinwand aufgezogen. Da es über die Jahre gerollt vor Licht und Staub geschützt worden ist, hat es seine Farbfrische bis heute erhalten. Es kann gerahmt ohne weiteres in Ausstellungen gezeigt werden.

Manfred Spata

Mit Erlaubnis des Verfassers entnommen aus:
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 / 2022