Kultur und Geschichte
der Grafschaft Glatz (Schlesien)
Anläßlich der Jahrestagung der
Kreisversammlung Habelschwerdt
am 04. November 2004 in Altena wurde die folgende Beschreibung veröffentlicht:
Kreis Habelschwerdt
Der Kreis Habelschwerdt gehört zur Provinz Schlesien und
zum Regierungsbezirk Breslau und liegt etwa 100 km südlich von Breslau.
Er bildet den südlichen Teil der früheren Grafschaft Glatz, des heutigen
Glatzer Berglandes.
Der Kreis Habelschwerdt ist eingebettet in den Gebirgszug der
Sudeten und im Osten, Süden und Westen vom Reichensteiner Gebirge, vom Glatzer
Schneegebirge und vom Adlergebirge umgeben. Er grenzt in diesen Bereichen an Böhmen
und Mähren und damit an die Tschechische Republik. Nach Norden schließt
sich der Kreis Glatz an. Die höchste Erhebung im Kreis Habelschwerdt ist der
Glatzer Schneeberg mit 1.425 m, die niedrigste Fläche (ca. 310 m
ü.N.N.) liegt im Tal der Glatzer Neiße nördlich von Grafenort. Die
Glatzer Neiße, die Biele, die Wölfel und der Kressenbach (auch Habelschwerdter
Weistritz genannt) sind die wesentlichen Flüsse im Kreisgebiet. Im Südosten
des Kreises an der Staatsgrenze im Bereich des Eschenberges befindet sich eine in
dieser Form in Europa einmalige Wasserscheide dreier Meere. Hier ist das Quellgebiet
der Glatzer Neiße (Oder - Ostsee) des Lipkaer Wassers (Stille Adler - Elbe -
Nordsee) und des Obermohrauer Wassers (March - Donau - Schwarzes Meer).
Der Kreis Habelschwerdt wurde im 12. und 13. Jahrhundert
von Deutschen, die von den Landesherren gerufen wurden, besiedelt. Weitere Dörfer
entstanden im 14. bis 16. Jahrhundert, einige auch noch danach. Verkehrsmäßig
ist das Kreisgebiet gut erschlossen. Die aus Breslau über Glatz kommende
Hauptverkehrsstraße verläuft über Habelschwerdt und Mittelwalde
und führt südlich von Bobischau in die Tschechische Republik. Den gleichen
Verlauf nimmt eine Eisenbahnlinie, die sich hinter der Grenze in Richtung Prag und
in Richtung Wien verzweigt. Eine weitere Bahnlinie erschließt das Bieletal
und damit das östliche Kreisgebiet. Neben den vorgenannten bedeutenden
Grenzübergängen sind etliche Grenzübergänge im Rahmen der zahlreich
vorhandenen Wanderwege eingerichtet.
Schwerpunkte der wirtschaftlichen Betätigung im Kreis Habelschwerdt
sind die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft. Dazu kamen auch Betriebe der Glasherstellung
und -veredelung, der Holzverarbeitung bis hin zur Zündholzherstellung sowie
der Textilherstellung und -verarbeitung, auch in Hauswebereien. Aufgrund verschiedener
Heilquellen und der waldreichen, idyllischen Gebirgslandschaft entwickelten sich
im Kreisgebiet die Heilbäder Bad Landeck und Bad Langenau sowie der Luftkurort
Wölfelsgrund und zahlreiche Sommerfrischen.
Der Kreis Habelschwerdt wurde 1818 aus dem südlichen Teil
des damaligen Kreises Glatz gebildet. Der Name der Kreisstadt Habelschwerdt wurde
1319 erstmals urkundlich erwähnt. Das Kreisgebiet umfaßt eine Fläche
von 791,58 kmē und wies bei der Volkszählung am 17. Mai 1939
56.346 Einwohner auf. Der Kreis Habelschwerdt gliederte sich zu dieser Zeit
in 90 Gemeinden, darunter 3 Städte. Der älteste urkundlich nachgewiesene
Ort des Kreises ist das 1264 bestätigte Schreckendorf. Die Einwohner des Kreises
Habelschwerdt waren zu über 90 % katholisch. Das gesamte Glatzer Land
gehörte seit seiner deutschen Besiedlung zur Erzdiözese Prag. Am 28. Juni
1972 wurde es der Erzdiözese Breslau angegliedert, seit 25. März
2004 gehört es zur neu gegründeten Diözese Schweidnitz.
Der größte Teil der deutschen Bevölkerung wurde
1946 aus der Heimat vertrieben, der Rest - bis auf eine verschwindend kleine Zahl
- folgte bis 1957. Wenig später sind 4 Gemeinden des Kreises, die im Bergland
und teilweise nahe der Staatsgrenze gelegen haben, nicht mehr vorhanden; zahlreiche
andere Gebirgsdörfer weisen gegenüber der deutschen Zeit wesentlich weniger
Einwohner auf. Nachdem die polnischen Behörden den Kreis Habelschwerdt zwischenzeitlich
aufgelöst hatten und längere Zeit keine Kreise bestanden, gehört
das Gebiet des früheren Kreises Habelschwerdt nunmehr zu dem am 1. Januar
1999 neugebildeten Kreis Glatz, der das gesamte Glatzer Land umfaßt. Vorher
wurden bereits die zahlreichen Orte des ehemaligen Kreises Habelschwerdt zu
4 Städten (Habelschwerdt, Bad Landeck, Seitenberg und Mittelwalde)
zusammengefaßt.
© 2004, Kreisversammlung
Habelschwerdt
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