Hochwasser in der Grafschaft Glatz / Schlesien
Spenden werden benötigt
Schreckliche Bilder erreichten uns Mitte September im Fernsehen und in den einschlägigen Nachrichtenportalen aus der Grafschaft Glatz und den umliegenden Gebieten in der Tschechischen Republik, Polen, Österreich und dem deutschen Alpenraum. Schon Tage vorher hatten Meteorologen für dieses Gebiet eine sogenannte Vb Wetterlage angekündigt. Dabei werden heiße Luftmassen aus der Sahara über das warme Mittelmeer, angereichert mit viel Feuchtigkeit, in kältere Regionen über die Alpen und die östlichen Mittelgebirge geführt, um sich dort abzuregnen. Da sich diese Tiefs nur mit langsamer Geschwindigkeit bewegen, kann es zu mehreren Tagen andauernden Niederschlägen mit bis zu 500 Liter auf den Quadratmeter kommen. Einer der Unwetterschwerpunkte war offensichtlich die Grafschaft Glatz, wo es an fünf aufeinanderfolgenden Tagen heftig regnete.
Der Rossmarkt in Glatz nach dem Hochwasser. Foto: Horst Ulbrich
Unseren Vorfahren waren solche Wetterkapriolen nicht unbekannt; immer mal wieder kam es zu solchen Überschwemmungen, wie man an den Hochwassermarken in der Minoritenkirche durch die Jahrhunderte ablesen kann. Schnell wurden Erinnerungen an das furchtbare 1997er Hochwasser mit seiner zerstörerischen Wirkung und einer Reihe von Toten wach. Wo noch vor zwei Monaten bei unserem Familienbesuch in der Grafschaft Glatz alles in bester Ordnung war, herrscht nun das blanke Chaos: Straßen meterhoch unter Wasser, Schlammlawinen machten die unteren Stockwerke unbewohnbar, die Einkaufsstraße in Glatz sah aus wie nach einem Bombenangriff. Strommasten waren umgeknickt, so daß die Elektrizität und Internetverbindungen unterbrochen waren, zwei Brücken sind weggerissen, und der Staudamm bei Seitenberg ist gebrochen. Menschen mußten aus ihren Wohnungen evakuiert werden, viele Firmen und Geschäfte sind geschlossen.
Hochwasser-Schäden auf dem Rossmarkt in Glatz. Foto: Horst Ulbrich
All dies berichtete uns unser Landsmann Horst Ulbrich, Vorsitzender des Deutschen Freundschaftskreises, Kreisverband Glatz. Gott sei Dank ist die Geschäftsstelle nicht betroffen, da sie im oberen Teil von Glatz liegt und damit zu einem zentralen Anlaufpunkt geworden ist. Erste Hilfsmaßnahmen konnte Horst Ulbrich organisieren, z.B. warme Getränke und Speisen herbeischaffen, Stromgeneratoren und Gasheizungen besorgen, Arbeitsgeräte für die Mitglieder des Deutschen Freundschaftskreises beschaffen, die im täglichen Einsatz waren, um den Schlamm aus den Wohnungen zu entfernen, damit sie wieder bewohnbar werden.
Hochwasser-Schäden. Foto: Horst Ulbrich
Wie ich mittlerweile mehrfach erfahren konnte, ist auch die Solidarität unter uns Heimatvertriebenen und Nachfahren groß, so daß wir uns im Heimatwerk Grafschaft Glatz e.V. zu einer Spendenaktion für die Hochwasseropfer in der Grafschaft entschlossen haben. Wenn Sie helfen möchten, dann überweisen Sie bitte Ihren Betrag auf folgendes Konto:
Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V.
IBAN: DE53 4006 0265 0015 1001 00
Stichwort: Hochwasserhilfe Grafschaft Glatz
Sie erhalten danach vom Büro des Großdechanten eine Spendenquittung. Ihre Spende wird weitergeleitet und kommt den Notleidenden zugute. Sie können auch direkt auf das Konto von
Horst Ulbrich Schlesienhilfe
IBAN: DE02 4945 0120 1112 5511 79
überweisen. Im Voraus allen Spendern ein herzliches Dankschön!
Text: Dr. Georg Jäschke
in: Grafschafter Bote Nr. 11/2024
Liebe Freunde,
nach 1997 wieder eine Flutkatastrophe in Niederschlesien, und viele unserer Mitglieder und Freunde sind betroffen. Wir wissen kaum, wo wir mit der Hilfe beginnen sollen.
Wie schon geschrieben, sind wir privat nicht betroffen. Auch unsere Geschäftsstelle in Glatz ist im oberen Teil der Stadt und verschont geblieben. So konnten wir dort sofort mit warmen Getränken und Imbiß helfen, auch die erste Hilfe organisieren.
Die Flut hatte zwei Brücken weggerissen; auch ein Staudamm ist gebrochen. Eisersdorf, Ullersdorf und Seitenberg sind wohl am Schlimmsten betroffen.
Hochwasser-Schäden
Hier nur ein Beispiel aus unseren Reihen der Mitglieder:
Eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern konnten wir erst spät über Feldwege erreichen, und wir waren glücklich, sie gesund anzutreffen. Auch Handybetrieb war dort nicht möglich, weil Straße und Brücke in der Nähe weggerissen wurden, wie auch Strommast und eine Internetverbindung. Sie hatten mit Kredit eine Eigentumswohnung, wegen der Kinder auf dem Land, gekauft, und wohnen nun in einem Zimmer bei den Eltern in der Stadt. Der Schlamm mußte sofort aus der Wohnung, bevor dieser hart wird und dann kaum zu entfernen ist. Es wird lange dauern, bis die Wohnung trocken und wieder in einem bewohnbaren Zustand ist. Dazu haben wir wenigstens einen Stromgenerator und Gasheizung besorgen können.
Aber auch andere Familien vom DFK Glatz, wie die mit einem behinderten Kind, sind ähnlich betroffen, und wir versuchen auch dort, zu helfen. Leider wird deren Haus wegen mangelnder Standfestigkeit abgerissen. Auch sie wohnen zur Zeit sehr beengt bei den Eltern, und wir werden sie wahrscheinlich ab November bei uns aufnehmen. Bis dahin sollten zwei Hilfstransporte, von Herrn Pollok und den Maltesern aus Telgte, bei uns gewesen sein, und die Malteser werden einige Tage bei uns wohnen. Viele Firmen und Geschäfte sind geschlossen.
Hochwasser-Schäden
Über 20 Männer unserer Mitglieder sind im täglichen Einsatz den anderen zu helfen, und es ist eine tolle Solidarität zu sehen. Aber schwer Betroffene haben nichts mehr, nur das, was sie auf dem Leib tragen. In Seitenberg wurden alle innerhalb einer Stunde mit Bussen evakuiert, bevor der Damm gebrochen ist. Keiner war vorbereitet und konnte etwas zusammenpacken. Unterwäsche, Handtücher, Hygieneartikel usw. sind sofort nötig. Auch hier helfen wir soweit wir können. In Seitenberg sind nach dem Dammbruch einige Häuser, wie auch die Polizeizentrale komplett weg und auch Reste nicht mehr zu finden. Insgesamt soll es vier Todesopfer gegeben haben, weitere Menschen werden aber noch vermißt. Das ganze Dorf gleicht einem Trümmerfeld. Das Tierheim in Glatz hat bei steigendem Wasser nur alle Käfige öffnen können. Leider wollten viele Tiere nicht weglaufen und sind wohl ertrunken. Das Gebäude und die Käfige sind kaum zu retten. Sie lagen zu tief im Wasser unter dem Viadukt, und die Flut hat eine zu große Zerstörung angerichtet. Das ganze Innenleben liegt nun an der Straße und wird entsorgt. Hoffentlich gibt es bald wieder eine Auffangstation für betroffene Tiere aus den überfluteten Gebieten. Auch dort wurden bei steigender Flut Ställe und Zwinger geöffnet, um den Tieren eine Chance zu geben.
Helfer teilen Essen aus.
Natürlich benötigen wir immer wieder finanzielle Unterstützung, damit weiter geholfen werden kann.
Ich bitte inständig um Spenden auf unser
Konto Schlesienhilfe
IBAN: DE02 4945 0120 1112 5511 79
Vergelt’s Gott, wie wir Schlesier sagen.
Text und Fotos: Horst Ulbrich
in: Grafschafter Bote Nr. 11/2024
Europa-Akademie im Glatzer Land – bei Hochwasser und Sonnenschein
Die diesjährige „Europa-Akademie“ vom 14. bis 21. September 2024 fand im Glatzer Bergland, dem „Schlesischen Herrgottswinkel“, unter denkbar extremen Wetterverhältnissen statt. … Die extreme Wetterlage bereitete dieser Reiseplanung unerwartete Schwierigkeiten. Bereits die Anreise und die ersten zwei Tage waren von einem starken Dauerregen betroffen, der zwischen Görlitz und Glatz die Landschaft mit ansteigenden Wasserfluten bedrohte. Wohl blieb der Hotelstandort Bad Altheide sowie der westliche und nördliche Teil des Glatzer Landes von Hochwasserschäden großenteils verschont, desto schlimmer aber waren die zerstörenden Fluten in den Tälern der Biele und Neiße.
Denn die allen Meteorologen bekannte und berüchtigte Tiefwetterlage Vb (Verlauf von der Adria über die Ostalpen, Karpaten und Sudeten) verursachte in Österreich, Tschechien, Rumänien und Polen eine ähnliche Hochwasserflut wie 1997, teilweise mit stärkeren Niederschlagsmengen und noch höheren Wasserständen.
Zerstörte Brücke in Seitenberg. Foto: Joachim Straube
So wurde insbesondere die Hochwasserflut im Bieletal durch den Dammbruch der kleinen Mohretalsperre[1] bei Seitenberg drastisch erhöht. In Landeck wurde die Johannesbrücke zerstört und der Ring geflutet, zwischen Kunzendorf und Eisersdorf an mehreren Stellen die Straße aufgerissen.
Anschwellende Weistritz in Altheide. Foto: Manfred Spata
Auf dem Rossmarkt in der Unterstadt von Glatz stieg mit 7,4 Meter Pegelhöhe die Flutwelle um 80 Zentimeter höher als 1997.[2] Die Reisegruppe konnte später die Spuren der Flutwelle an der eingestürzten Klostermauer und der Außenmauer der Minoritenkirche in Augenschein nehmen; so stand dieses Mal der Christophorus-Figur das Wasser bis zum Hals, hingegen 1997 nur bis zu seinen Füßen.
Christophorus-Figur an der Außenwand der Minoritenkirche am Glatzer Rossmarkt.
Foto: Manfred Spata
Wegen dieser Flutschäden konnte die Wallfahrtskirche Maria Schnee bei Wölfelsgrund und das Gästehaus Lerchenfeld bei Reyersdorf nicht aufgesucht werden. Auch die geplanten Ausflüge in die Heuscheuer, nach Königgrätz und Bad Warmbrunn fielen aus. …
[1] Heinz Blaser: Hochwasserkatastrophen in der Grafschaft Glatz. In: AGG-Mitteilungen 8 (2009), S. 7–14.
[2] Manfred Spata: Die Hochwassersituation im Glatzer Bergland. In: Jahrbuch der Grafschaft Glatz 52 (2000), S. 75–87.
Text: Manfred Spata, Bonn
in: Grafschafter Bote Nr. 11/2024
Quelle: Grafschafter Bote Nr. 11/2024
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