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Die Grafschaft Glatz (Schlesien)

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Arbeitsgemeinschaft Grafschaft Glatz
Kultur und Geschichte

Leiter: Prof. Dr. Klaus Hübner
(bis 2014: Dr. Dieter Pohl, † 15.08.2020)

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21. Jahrestagung 2024 in Münster

am 13./14. April 2024 im Franz-Hitze-Haus

Zur 21. AGG-Tagung am 13. und 14. April 2024 konnte der Leiter Prof. Dr. Klaus Hübner knapp 40 Teilnehmer begrüßen; darunter insbesondere die Ehrenmitglieder Prälat Franz Jung und Prof. Dr. Arno Herzig sowie Daniel Spitzer, Vorsitzender der Zentralstelle Grafschaft Glatz/Schlesien e.V. und Herausgeber der Monatsschrift „Grafschafter Bote“.

Der erste Beitrag von Prof. Arno Herzig (Hamburg) beleuchtete den Prager Erzbischof „Arnestus von Pardubitz“ und seine Beziehung zu Glatz. Arnestus von Pardubitz (ca. 1300–1364), dessen Vater Burggraf von Glatz war, ist vermutlich dort geboren. Als 10-Jähriger hatte er in der Glatzer Pfarrkirche beim Vespersingen eine Marienerscheinung, die sein Leben bestimmte. Maria hatte ihr Haupt von ihm abgewendet und es erst nach inständigem Gebet ihm wieder zugewendet. Er fühlte sich deshalb trotz seiner geistlichen Karriere – 1343 zum Bischof und 1344 zum ersten Erzbischof von Prag ernannt – als ein großer Sünder. Dies fand seinen Niederschlag in seinen geistlichen Stiftungen; aber auch in den von ihm angeregten Kunstwerken. So stiftete er aus Familienbesitz 1350 in Glatz ein Augustiner Chorherren-Kloster als Marienheiligtum. Er schenkte dem Kloster ein bedeutendes Kunstwerk, die sogenannte Glatzer Madonna, die heute im Berliner Kunstforum zu sehen ist. In entsprechender Bedeutungsperspektive kniet er vor der Madonna und bringt ihr gleichsam als Sühnegabe seine Pontifikalgewänder dar. Dieses Motiv wurde 300 Jahre später auch von den Barockkünstlern Matthäus Küssel und Johannes Dankwart auf ihren Arnestusbildern aufgenommen. Arnestus wurde nach seinem Wunsch in der Pfarrkirche zu Glatz beigesetzt; zu seinem Grabmal pilgerten jahrhundertelang die Pilger.

Tscherning, Arnestus-Vision, Abwendung Mariens
Tscherning, Arnestus-Vision, Abwendung Mariens
Bild: Muzeum Narodowe we Wrocławiu

Im zweiten Bildvortrag stellte Dipl.-Geogr. Silke Findeisen (Bonn) „Bildpostkarten der Grafschaft Glatz“ vor. Nach Einführung der bildlosen Postkarte in den deutschen Ländern 1870 als einfaches, aber preiswertes Kommunikationsmittel schmückten ab den 1890er Jahren verschiedene Lithographie-Bildmotive die Postkarte. Die bebilderte Rückseite entwickelte sich zu einem wichtigen Reklamemittel der Städte und Kurorte – auch der Grafschaft Glatz. Hinzu kam außerdem die Bedeutung der Bildpostkarte als Sammelobjekt. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor die Postkarte ihre herausragende Bedeutung. Als touristisches Bildmedium erhielt sie Konkurrenz von den bebilderten Illustrierten und Zeitschriften, als Kommunikationsmittel von der wachsenden Zahl an Telefonanschlüssen. Dennoch dienten die Ansichtskarten weiterhin als eine Art Statussymbol, um anzuzeigen, daß man sich eine Reise oder eine Kur in den Glatzer Bergen leisten konnte; auch die Funktion als Werbemittel blieb bestehen.

Bildpostkarte Glatz um 1900
Bildpostkarte Glatz um 1900
Bild: Sammlung des Haus Schlesien

Danach stellte der Vorsitzende der Zentralstelle Grafschaft Glatz, Daniel Spitzer, das neu erschienene „Gesamtverzeichnis der Jahrbücher 1949-2020 Grofschoaftersch Häämtebärnla“ vor. Er dankte den beiden Initiatoren Manfred Spata (Bonn) und Christian Drescher (Wendeburg) für ihre verdienstvolle Arbeit der Registererstellung (Kalendarien, Beiträge und Namensverzeichnis), Redaktion und Herausgabe. Mit diesem Verzeichnis wird der in 72 Jahren geschaffene Fundus an Erinnerung und Wissen über die Geschichte und Kultur der Grafschaft Glatz auch künftigen Generationen der Familien- und Heimatforscher in Deutschland und in Polen zur Verfügung stehen. Der Druck kann in der Zentralstelle Grafschaft Glatz/Schlesien e.V. in Lüdenscheid bezogen werden (E-Mail: info (at) grafschafterbote.de; extern www.grafschafterbote.de).

Gesamtverzeichnis Häämtebärnla 2024
Gesamtverzeichnis Häämtebärnla 2024
Foto: Zentralstelle Grafschaft Glatz/Schlesien e.V.

Dipl.-Ing. Manfred Spata stellte den Zuhörern im Bildvortrag „Der Große Schneeberg als Aussichts- und Vermessungspunkt“ das herausragende waldfreie Bergplateau des Glatzer Schneegebirges vor. Neben der geologisch-geographischen Lage inmitten der sudetischen Bergkette und den historischen und aktuellen Berghöhen (exakt 1.425,0 Meter NN-Höhe) schilderte der Referent die historischen Marksteine (Obelisk und Dreiländerstein) sowie die noch heute vorhandenen Vermarkungen der preußischen Triangulation von 1878 und 1927. Sodann wurden der alte preußische Kaiser-Wilhelm-Turm (1899-1973) und der neue polnische Schneebergturm (seit 2022) sowie der neue/alte tschechische Nachbau des Schneebergturms (seit 2021) auf dem Berg Větrov (Zeh-Koppe) in Velké Vrbno (Groß-Würben) bei Staré Město (Mährisch Altstadt) vorgestellt. Beide neuen Türme liegen nur rund zehn Kilometer voneinander entfernt und bereichern mit ihren herausragenden Fernsichten die touristische Bergwelt der Südsudeten.

Schneebergturm Signalgerüst um 1935
Schneebergturm Signalgerüst um 1935 (1953?)
Bild: Sammlung von Chr. Drescher

Prof. Klaus Hübner (Mettmann) berichtete über „Die frühen Jahre des Glatzer Gebirgs-Vereins (G.G.V.)“. Der Vortrag konzentrierte sich auf die ersten zehn Vereinsjahre nach der Gründung 1881. Dazu wertete der Referent insbesondere die vom Central-Vorstand des G.G.V. herausgegebenen Jahresberichte nebst Mitgliederverzeichnisse sowie die in der „Vierteljahrsschrift für Geschichte und Heimathkunde der Grafschaft Glatz“ (1882-1891) erschienenen Berichte aus. Angesprochen wurden: Organisation, örtliche Sectionen und Leitungsstrukturen, Tätigkeitsfelder, wie vor allem die Wegemarkierung, Finanzierung sowie Mitgliederentwicklung. Die prägenden Persönlichkeiten der ersten Jahre waren der Amtsrichter Grützner, der Religionslehrer und Regens Dr. Wilhelm Hohaus (später Großdechant) und der Rechtsanwalt Felix Burczek, sämtlich in Glatz. Bemerkenswert ist, daß zunächst auf die Herausgabe einer Vereinszeitschrift verzichtet wurde (sie erschien erst ab 1906), man sich aber bereits nach wenigen Jahren zum Ziel setzte, auf dem Großen Schneeberg einen steinernen Aussichtsturm zu erbauen. Die ersten Jahre des Gebirgsvereins waren mühselig, später war er sehr erfolgreich.

GGV-Gedenktafel Glatz 2006
GGV-Gedenktafel Glatz 2006
Bild: Chr. Drescher

Der Leiter, Prof. Hübner, verabschiedete die Teilnehmer mit dem Wunsch auf ein Wiedersehen zur nächsten Tagung am 26./27. April 2025. Die Beiträge können demnächst in den AGG-Mitteilungen Nr. 23 nachgelesen werden; das Heft (und alle früheren) ist zu bestellen bei Gerald Doppmeier, Kampstraße 13 A, 33387 Rietberg; E-Mail: gerald (at) g-doppmeier . de.
 

Manfred Spata

aus: Grafschafter Bote Nr. 6/2024

 

Einladung zur

21. AGG-Jahrestagung 2024 in Münster

am 13./14. April 2024 im Franz-Hitze-Haus

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Am 13./14. April 2024 (Samstagnachmittag/Sonntagvormittag) findet in Münster (Franz-Hitze-Haus) die diesjährige Tagung der Arbeitsgemeinschaft Grafschaft Glatz – Kultur und Geschichte – statt.

Folgende Vorträge sind vorgesehen:

  • Prof. Dr. Arno Herzig (Hamburg):
    Arnestus von Pardubitz
  • Dipl.-Geogr. Silke Findeisen (Königswinter):
    Bildpostkarten der Grafschaft Glatz
  • Dipl.-Ing. Manfred Spata (Bonn):
    Der Große Schneeberg als Aussichts- und Vermessungspunkt
  • Prof. Dr. Klaus Hübner (Mettmann):
    Die frühen Jahre des Glatzer Gebirgs-Vereins.

Gäste sind willkommen, vorherige Anmeldung ist erforderlich.
 
Interessenten wenden sich bitte an
Prof. Dr. Klaus Hübner: Tel. 02104/51154 oder Mail: klaus.huebner (at) uni-due.de
oder Gerald Doppmeier: Mail: gerald (at) g-doppmeier.de.

 

aus: Grafschafter Bote Nr. 2/2024

 

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© 2024 by Dipl.-Ing. Christian Drescher, Wendeburg
Erste Version vom 04.02.2024, letzte Aktualisierung am 18.05.2024.